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Sabine Bröckskes-Wetten: „Von Anfang an binden wir unsere Kunden in den Entwicklungsprozess ein.“
Foto: Photofashion.de; SAB Bröckskes
Sabine Bröckskes-Wetten: „Von Anfang an binden wir unsere Kunden in den Entwicklungsprozess ein.“

Macher

„Die Leitung muss in der Anwendung funktionieren“

Sabine Bröckskes-Wetten ist Geschäftsführerin in dritter Generation des Kabelherstellers SAB Bröckskes. Das USP des Unternehmens sind kundenspezifische Leitungen. Wie es dazu kam und was die Beratung auszeichnet, erklärt die CEO.

Die SAB-Story beginnt mit einer Werkstatt in Süchteln und 100 Reichsmark. Als Peter Bröckskes sen. den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, konnte niemand absehen, das daraus 75 Jahre später ein Unternehmen mit mehr als 550 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 130 Mio. Euro entstehen würde. Wir sprachen mit SAB-Geschäftsführerin Sabine Bröckskes-Wetten über die Anfänge von SAB Bröckskes, wie sie das Unternehmen durch stürmischen Zeiten manövrierte und natürlich über Kabel und Leitungen.

Vor 75 Jahren startet SAB Bröckskes als Ein-Mann-Unternehmen. Heute sind Sie einer der weltweit führenden Hersteller für Spezialleitungen. Wie hat sich das Unternehmen über drei Generationen hinweg so lange behauptet?

Sabine Bröckskes-Wetten: Mein Opa, Peter Bröckskes senior, stellte 1947 beim Regierungspräsidenten in Düsseldorf den Antrag, einen „Betrieb für Elektroapparatebau“ errichten zu dürfen. Das Hauptprodukt war eine Alarm-Sicherheitszentrale, die mein Opa als junger Elektroingenieur zum Schutz gegen Einbrecher selbst entwickelt hatte. Wenige Jahre später folgte eine Temperatur-Messanlage für eine Ziegelei. Sie legte den Grundstein für den heutigen Erfolg. Denn niemand wusste damals genau, mit welcher Temperatur die Öfen liefen. Mein Opa erkannte diese Marktlücke. Nach dem ersten Auftrag 1952 lief das Geschäft so gut, dass er überlegte, Ausgleichsleitungen für seine Anlagen selbst herzustellen. Als die Kabelwerke nicht termingerecht liefern konnten, war für ihn die Sache klar: „Dann machen wir das eben selbst.“ Mein Opa war ein Mann der Tat. Heute ist die Kabelproduktion das Hauptgeschäft von SAB Bröckskes und macht etwa 80 Prozent vom Gesamtgeschäft aus. 20 Prozent teilen sich in Messtechnik und Kabel-Konfektion auf.

In den 1990er-Jahren wurde es schwieriger für Produkte „Made in Germany“. Immer mehr Unternehmen verlagerten ihre Produktionen in Niedriglohnländer. Das führte zu einem Preisverfall. Wie haben Sie darauf reagiert?

Sabine Bröckskes-Wetten: Zunächst stellte dies eine Krise für uns dar. Doch mein Vater, Peter Bröckskes junior, nutzte die Krise als Chance, läutete einen Paradigmenwechsel ein. Bisher dahin waren 95 Prozent der Produkte Standardleitungen, aber von nun an konzentrierte sich SAB auf die Produktion von Spezialkabeln. „Wir machen all das, was die Großen in unserer Branche nicht können“, sagte mein Vater damals. Ich bin sehr dankbar für diese mutige Entscheidung, die sich heute als richtig herausgestellt hat. Auch heute stellen wir die Stärken eines mittelständischen Familienunternehmens in den Vordergrund: Flexibilität, technische Kompetenz und kurze Entscheidungswege. So können wir auf jede Anfrage individuell reagieren und Arbeitsplätze sichern.

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Sie haben das Unternehmen 2011 in dritter Generation übernommen. Besonders in den letzten Jahren haben Sie  einige Krisen überstanden. Was hat Ihnen dabei geholfen?

Sabine Bröckskes-Wetten: Mein persönliches Ziel ist es, auch in stürmischen Zeiten das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen und die Arbeitsplätze hier in Viersen dauerhaft zu sichern. Ich versuche, das Ganze positiv zu sehen. Jede Krise bringt auch eine Chance. „Wenn das Leben dir Zitronen gibt, mach Limonade draus“. Aus allen Krisen sind wir bisher gestärkt herausgegangen. Wir waren gezwungen, strukturelle Veränderungen und geänderte Denkweisen zu etablieren. Das hat auch sehr viele positive Entwicklungen mit sich gebracht. Ich freue mich deshalb auf die vielen weiteren Zitronen, die ich gemeinsam mit meinem Team noch quetschen kann.  Ausgesprochen froh bin ich, dass mein Vater mir auch jetzt noch mit all seiner Erfahrung zur Seite steht und mich in wesentlichen Fragen berät.

Ganz im Sinne Ihres Vaters ist Ihr Alleinstellungsmerkmal kundenspezifische Leitungen, sogenannte Spezialleitungen. In welchem Umfang gehen Sie auf Kundenanfragen ein?

Sabine Bröckskes-Wetten: Unsere besondere Stärke liegt darin, die technischen Herausforderungen der unterschiedlichen Applikationen zu verstehen und in kürzester Zeit eine Lösung für unsere Kunden zu entwickeln und zu fertigen. Die direkte Nähe zu unseren Industriekunden ist dabei besonders wichtig. Mit unserem Fertigungsstandort in Deutschland können wir auf Kundenwünsche besonders schnell reagieren und das Qualitätsniveau hochhalten. Wir fertigen bis zu 1.500 Sonderleitungen pro Jahr. Häufig können wir aufgrund unserer Fertigungstiefe Spezialleitungen bereits ab einer Leitungslänge von 300 Metern realisieren. Das ist am Markt außergewöhnlich und zeichnet uns aus.

Können Sie Einblick in die Anforderungen geben, die an Sie gestellt werden?

Sabine Bröckskes-Wetten: Wir erhalten täglich neue Anfragen über Sonderleitungen. Neben simplen Produktvarianten, wie einem individuellen Leitungsaufdruck, sehen wir uns mit den verschiedensten internationalen Normen konfrontiert, für die wir unsere Materialien und Konstruktionen ständig anpassen und weiterentwickeln. Das Streben nach immer kleineren und effizienteren Systemen ist eine besondere Herausforderung, die immer neue innovative Leitungskonstruktionen erfordert. Letztlich muss die Leitung in der Anwendung funktionieren. Dabei kommen beispielsweise in der Automatisierung die verschiedensten Anforderungen an elektrische Kenngrößen, mechanische und chemische Beständigkeiten und nicht zuletzt die Konnektivität mit unterschiedlichen Schnittstellen und Steckverbindern auf uns zu. Letzten Endes muss das Kabel auch an einen Stecker angeschlagen werden. Hier sind wir mit unserer Konfektionsabteilung gut aufgestellt, um anschlussfertige Systemlösungen anbieten zu können.

Das klingt nach beratungsintensiven Produkten. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden bei deren individuellen Anforderungen?

Sabine Bröckskes-Wetten: Wir klären bereits vor der ersten Konstruktion die anwendungsspezifischen Fragen: Wie unsere Leitung beschaffen sein muss, wie in der Anwendung kontaktiert wird und welche Eigenschaften wichtig sind. Von Anfang an binden wir unsere Kunden in den Entwicklungsprozess ein. Schließlich kennt der Kunde seinen speziellen Anwendungsfall ganz genau. Diese Kenntnisse setzen wir in eine Leitungskonstruktion um. Nicht selten entwickeln wir in Zusammenarbeit mit unseren Kunden neue Leitungen mit einer oder mehreren Musterfertigungen. Nur so lässt sich eine optimale und dauerhaft funktionierende Leitung konstruieren.

Industrie 4.0 und die Digitalisierung stellt Sie wahrscheinlich vor neue Herausforderungen.

Sabine Bröckskes-Wetten: Dem Thema haben wir uns bereits mit den ersten Feldbus-Systemen angenommen. Heute generieren wir einen Großteil unseres Umsatzes mit Kabeln und Leitungen, die dem Bereich „Industrie 4.0“ zugeordnet werden können. Wir produzieren eine beachtliche Anzahl an Bus-, Ethernet- und Hybridleitungen für die Vernetzung intelligenter Systeme. Im Bereich High-Speed-Datenübertragung bietet sich beispielsweise unsere Produktreihe „CAT Line“ für Hybrid-Ethernet-Anwendungen an. Hier haben wir bereits ethernetfähige Leitungen mit verschiedenen anderen Elementen kombiniert.

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Zu den Trends in der Kabelbranche gehört Single Pair Ethernet. Dabei werden über wenige Kupferadern sowohl Daten als auch Strom übertragen. Wie sehen Sie diese Art der Datenübertragung?

Sabine Bröckskes-Wetten: Als Mitglied im SPE Industrial Partner Network e. V. prägen wir von Anfang an die Entwicklung der neuen Technologie. Wir haben bereits zahlreiche Single-Pair-Ethernet-Leitungen für diverse Einsatzgebiete auf den Markt gebracht. Insbesondere für hochflexible und robotertaugliche Anwendungen. Die Vereinfachung und Verschlankung von Verkabelungssystemen ist ein wichtiger Trend, der in vielen Bereichen Einzug hält.

Sie haben auch ein großes Portfolio an Leitungen für die Robotik. Würden Sie uns ein paar Produkte näherbringen?

Sabine Bröckskes-Wetten: Ja, gerne. Unser Angebot erstreckt sich von Schleppleitungen für die Achse 7, bis hin zu tordier- und biegbaren Leitungen für Schlauchpakete an 6-Achs-Kinematiken oder im Scara-Roboter. Auch Teach-Pendant-Kabel oder Leitungen für sekundäre Peripherie wie verschiedene Schweißzangen- und Steuerleitungen haben wir im Fertigungsprogramm, sowohl in den Ausführungen als Energieversorgung, Feldbus- oder Ethernetkabel bis hin zu CAT.7A. Entsprechend der hohen mechanischen Belastungen im Roboter sind unsere Roboterleitungen von der Materialauswahl und der Konstruktion gezielt auf eine lange Lebensdauer ausgelegt.

Welche Qualitätstest führen Sie an den Leitungen durch?

Sabine Bröckskes-Wetten: Um den hohen Qualitätsstandards unserer Kunden gerecht zu werden, prüfen wir unsere Leitungen In-House auf Herz und Nieren. Angefangen bei Biegeprüfungen, Prüfungen auf Öl- beziehungsweise Medienbeständigkeit, Tests an unseren Hochfrequenz-Prüfplätzen oder in unserem Brandlabor.

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