Hinter einer zuverlässigen Klebverbindung steckt immer ein komplexer Prozess: Für jede Anwendung muss die optimale Klebelösung individuell ermittelt werden, eine wichtige rolle spielen hierbei die richtige Planung und Klebstoff-Auswahl. Die besondere Herausforderung ist es, den spezifischen Kontext vor, während und nach der Klebung umfassend zu verstehen. Nur wer alle relevanten Aspekte berücksichtigt, kann eine optimale Klebelösung definieren.
Kommunikation und Analyse sind ein wichtiger Faktor bei der richtigen Plaung
Eine entscheidende Rolle bei der Planung spielt Kommunikation. Am Anfang stehen immer eine systematische Analyse und die Erstellung einer Anforderungsliste beziehungsweise Lastenheftes. Alle Projekt-Beteiligten sollten in diesen Prozessschritt einbezogen werden: vom beratenden Klebstoffexperten über den Anwender und Konstrukteur bis hin zur Qualitätssicherung und eventuell sogar der Rechtsabteilung. Nur durch 360°-Kommunikation kann sichergestellt werden, dass so früh wie möglich alle Anforderungen bekannt sind, die an die Klebverbindung gestellt werden - sowohl solche, die erfüllt werden müssen, als auch solche, die nicht erfüllt werden können. Das verhindert nicht nur spätere Nachbesserungen, die in der Regel mit größerem Aufwand verbunden sind. Man gewinnt auch das nötige Verständnis für den Kontext der Klebung - also die Basis, auf der Klebstoff und Klebeprozess definiert werden können.
Für die Klebstoff-Auswahl muss der Kontext verstanden werden
Jedes Projekt besitzt seine eigenen kritischen Variablen. Die DIN 2304 nennt als wesentliche Aspekte unter anderem die Eigenschaften und die Geometrie der zu fügenden Werkstoffe, die erforderte Beanspruchbarkeit sowie die äußeren Einflüsse, denen eine Verbindung langfristig ausgesetzt sein wird. Zu den äußeren Einflüssen gehören etwa mechanische Belastungen wie Kräfte oder Spannungen, physikalische Einflüsse wie Witterung oder UV-Licht und Einwirkungen von chemischen Substanzen wie Reinigungs- oder Lösungsmittel. Auch ist es entscheidend, maßgebende Normen und Spezifikationen zu beachten sowie Verarbeitungsbedingungen und Arbeitsabläufe, in die der Klebeprozess integriert werden muss. Immer mehr Bedeutung gewinnen auch Fragen zu Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.
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Foto: 3M
Klebstoff und Klebeprozess definieren
Sind alle relevanten Faktoren bekannt, können ein Klebstoff und ein Klebeprozess definiert werden, die zuverlässige Belastbarkeit und effiziente Verarbeitung versprechen. Diese müssen in Testläufen praktisch erprobt und gegebenenfalls immer weiter entwickelt werden, bis die Lösung gefunden ist, die allen Anforderungen bestmöglich entspricht. Für spezifische Anwendung kann es sich zudem empfehlen, die Klebelösung auch von externen Instituten prüfen zu lassen.
Checkliste für die Klebstoff-Auswahl:
- Werkstoffe (Oberflächenenergie)
- Oberflächenbehandlung (Adhäsion / Sauberkeit)
- Zeitbedarf (Härtung)
- Äußere Einflüsse (Medien, Temperatur, Mechanische Einflüsse)
- Festigkeit (Alterung)
- Kontakt mit Mensch oder Nahrung (Verträglichkeit)
- Einbindung in bestehende Prozesse
- Normen und Spezifikationen
- Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft
Julius Weirauch