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Maximalen Komfort verspricht Sebastian Markert mit der ‚All-in-Variante‘ – Tuaka-Drive (mit Safety [SIL3 PL-e cat. 3] Motion-Control-Driver), die inklusive eines bauraum-neutralen Drehmomentsensors viele Optionen offenhält.
Foto: Harald Klieber
Ein Highlight der Hannover Messe: die Tuaka-Achsen von Sumitomo. Ein damit konstruierter Roboter erreicht problemlos ähnliche Dynamikwerte wie ein Industrieroboter – und die Roboterschenkel können frei dimensioniert werden.

Inhaltsverzeichnis

Hannover Messe

Digitale Automation beflügelt konstruktive Hannover Messe

300 Startups, 4.000 Aussteller. Neben der Digitalisierung gab es viele konstruktive Highlights von Bosch Rexroth bis Hawe, Hiwin, igus, Sumitomo, Wittenstein.

Richtig spektakulär waren in der Wasserstoff-Halle 13 eigentlich nur die Konzeptstudien des DLR, die bis zu 70-sitzigen Regionalflugzeuge mit Brenstoffzellenantrieben D70-FCEP (Fuel Cell Electric Propulsion). Anhand des Exponats wurden die verschiedenen Kompetenzen der DLR-Institute veranschaulicht, die Beiträge zum klimaneutralen Fliegen von morgen leisten. Das Exponat stellte dabei selbst kein im Detail optimiertes, zukünftiges Produkt dar, sondern ist nach Angaben des DLR vielmehr als Baukasten der verschiedenen technologischen Möglichkeiten zu verstehen. Demnach können klimaneutrale Konzeptflugzeuge im Regional-, Kurz- und Mittelstreckensegment zukünftig mit Brennstoffzellenantrieb, Wasserstoffdirektverbrennung oder nachhaltigen synthetischen Kraftstoffen (SAF, Sustainable Aviation Fuel) abheben. Für verschiedene Flugzeuggrößen und Einsatzbereiche kommen verschiedene Kombinationen aus Antrieb und Kraftstoff in Betracht. Mehr auf der Website des DLR.

Industrieroboter künftig selbst konstruieren

Das war ein echtes konstruktives Highlight bei Sumitomo Drive Technologies in Halle 6: die Aktuator-Serie Tuaka, die bereits im Vorjahr mit dem Hermes-Award 2022 prämiert wurde. „Mit unseren Tuaka-Achsen können Konstrukteure künftig viel schneller eigene Roboter mit einer beliebigen Anzahl an Achsen nach Bedarf konstruieren und entwickeln. Unterm Strich erreicht ein Roboter mit diesen Tuaka-Achsen problemlos ähnliche Dynamikwerte wie ein gewöhnlicher Industrieroboter – nur, dass die Längen der einzelnen Roboterschenkel frei gewählt und dimensioniert werden können. Damit kann ein Roboter mit den Aktuatoren von Sumitomo Drive Technologies perfekt die unterschiedlichsten Anwendungen bedienen“, erklärt Sebastian Markert, Department Manager Global R&D Servo Drive Systems. Je nach Erfordernis kann der Konstrukteur zwischen den verschiedenen Ausbaustufen Active, Servo, Drive und den Optionsbausteinen Sensorik, Bremse und Zubehör wählen. „So angepasst, lassen sich neuartige Roboter nicht nur vergleichsweise günstig, sondern auch mit überraschender Kompaktheit auslegen. Viele durchdachte Details sowie ein sehr kompakter Kabelbaum (Daisy-Chaining, FSoE) unterstützen den Kunden hier zusätzlich.“ Maximalen Komfort verspricht Sebastian Markert mit der ‚All-in-Variante‘ – Tuaka-Drive (mit Safety [SIL3 PL-e cat. 3] Motion-Control-Driver), die inklusive eines bauraum-neutralen Drehmomentsensors viele Optionen offenhält: vom einfachen Einteachen der Roboterbewegung bis hin zu Force-Feedback und Collision-Detection sowie vielen weiteren Funktionen mehr, die auf präziser Drehmomenterfassung basieren. „Roboter mit den Tuaka-Aktuatoren erreichen somit tatsächlich Perfektion in Bewegung. Die Aktuator-Serie von Sumitomo Drive Technologies kann nicht nur am Montageband exakt positionieren und fertigen, sondern ist auch für maßgeschneiderte medizinische Roboter bestens geeignet“, beschreibt Sebastian Markert das Potenzial von Tuaka.  https://emeia.sumitomodrive.com/de/actuators

Sehr kompakte LMV-Achsen – komfortable Digitalauswahl

Highlight in Halle 7 bei Hiwin waren natürlich nicht nur die auf drei Linearachsen bewegten und koordinierten ‚Star-Wars-Schwerter‘. Gebietsverkaufsleiter Tobias Richter empfahl gleich mehrere Neuheiten: die neuen, sehr kompakten LMV-Achsen für besonders kräftige Hübe, zudem die neuen HTL100-Linearachsen, die bis dato nur mit über 100 mm Breite zu haben waren. „Das Besondere ist: Alle unsere Linearantriebe haben standardisierte Außenmaße. Sie können also auch die Achse mit 100 mm Breite mit identischen Außenmaßen mit Zahnriemen, Kugelrollspindel oder eben als Linearachse ordern – je nach Einsatzzweck können Sie so die passende und auch günstigste Antriebstechnologie wählen“, erklärt Tobias Richter. Eingebaut würden die Antriebsachsen quasi quer durch die Republik: vom niedersächsischen Kartoffelroder bis zum oberbayrischen Kernspintomographen – vor allem auch, so Tobias Richter, weil sich die Antriebsachsen mittlerweile sehr komfortabel digital auswählen lassen. „Sie können entweder im Konfigurator standardisierte Komponenten auswählen und zusammenstellen – oder im Auslegungstool individuell berechnen und dann alles einfach zusammenziehen, inklusive individueller Endenbearbeitung.“ Ist der Antrieb konfiguriert, werden nach Angaben von Tobias Richter auch sämtliche Zeichnungen automatisch mit allen Maßen ausgegeben. „Natürlich liefern wir auch die CAD-Modelle frei Haus. Deshalb haben uns schon viele Konstrukteure bestätigt, dass sie ihre Antriebe sonst nirgendwo so einfach finden und konfigurieren können.“ Mehr hier zum Konfigurator auf der Website von Hiwin.

Automation Suite für zentrales Geräte-Management

Der Automatisierungsspezialist Turck stellte indes in Halle 9 deren neue IIoT- und Service-Plattform TAS in den Mittelpunkt. Diese Turck Automation Suite ist laut Turck der zentrale Ort für das effiziente Management von vielen Turck-Geräten in Ethernet-Netzen. Neben weiteren Innovationen präsentierte der Mühlheimer Hersteller weitere smarte Lösungen, darunter RFID-Systeme zur einfachen, berührungslosen Warenerfassung und -verfolgung sowie für Condition Monitoring und Cloud Services. Mehr hier auf der Website von Turck.

Smarte Getriebe mit bis zu vier Sensoren

Einige Neuheiten präsentierte natürlich auch Wittenstein in Halle 6 mit den neuen, miniaturisierten Galaxie-Getrieben, einem neuen Antriebssystem für FTS, die alles ganz einfach machen, so das Versprechen des Antriebstechnikherstellers – sowie den optimierten Planetengetrieben NTP, bei denen das Verdrehspiel minimiert und die Aufnahme externer Kräfte verbessert wurde. „Konstruktives Highlight sind aber auch die erstmals von uns vorgestellten smarten Getriebe, die wir mit bis zu vier Sensoren ausstatten, um umfangreiche Betriebsdaten aufzeichnen zu können.“ Konstrukteure und Anwender können so nach Erfahrung von Vertriebsingenieurin Andrea Esser gleichermaßen profitieren, die Daten auslesen und wissen, in welchem Zustand das Getriebe im Einsatz oder auch zur Erprobung im Testfeld ist. „Das Spannendste ist tatsächlich die Interpretation der Daten. Wir verbauen Sensoren zur Messung von Beschleunigung, Vibration, Temperatur und Lage. Daraus lassen sich sehr präzise Aussagen über Lebensdauer, Wartungsintervalle oder auch nötige Instandhaltungsmaßnahmen treffen und natürlich aufgrund der Daten optimieren“, erklärt Andrea Esser. Mehr hier auf der Website von Wittenstein.

Kompaktaggregat liefert Betriebszustände an Maschinensteuerung

Kennen Sie Inka? Hawe Hydraulik hatte das brandneue Kompaktaggregat in Halle 5 vorgestellt und empfiehlt Inka vor allem für Werkzeugmaschinen, Materialprüfung, hydraulische Werkzeuge, Handlingsysteme oder auch Pressen und Verarbeitungsmaschinen. Dahinter steckt integrierte Sensorik und eine vorbereitete Kommunikationsbox für Condition Monitoring. Hawe verspricht damit optimale Effizienz durch Unterölmotorkühlung, direkte Kraftübertragung und ausgeklügelte Wärmeabfuhr. Geeignet ist Inka für die Nennbetriebsarten S2 (Kurzzeitbetrieb) und S3 (Periodischer Aussetzbetrieb) – und ist nach Angaben von Hawe schon besonders ressourcenschonend durch das kleine Ölfüllvolumen. Das Kompaktaggregat Inka besteht aus dem Tank, dem integrierten Motor und der direkt an die Motorwelle angebauten Radialkolbenpumpe. Die direkt angebaute elektronische Kommunikationsbox mit integriertem Echtzeit-Betriebssystem erlaubt das Erfassen und Visualisieren des Betriebszustandes. Die Messwerte des integrierten Multisensors (inklusive der Motordrehzahl) können über standardisierte Schnittstellen an die übergeordnete Maschinensteuerung weitergegeben und dort verarbeitet werden, erklären die Experten von Hawe. Durch den konsequent modularen Aufbau von Inka können aus dem Baukasten unterschiedliche Nutzvolumina und Förderströme einfach und schnell realisiert werden. Über ein breites Programm an Anschlussblöcken und den damit kombinierbaren Ventilverbänden lassen sich leicht anschlussfertige Komplettlösungen zusammenstellen, betont Hawe.

Vollelektrische Roboter-Plattform samt Hydraulik

Blickfang bei Hawe in Halle 5 war die kompakte und einsatzbereite Roboter-Plattform Rovo. Das vollelektrische Antriebssystem auf Raupenbasis bietet viele Standardschnittstellen für An- und Aufbauten. Performance- und Heavy-Duty-Ausführungen mit Straßen- oder Geländeraupen sind möglich, tragen 300 oder 500 kg Nutzlast und sind auf 30 und 15 km/h bei 2x 4,4 kW Antriebsleistung begrenzt. Dafür steht ein Akkupack mit bis 9,4 kWh Kapazität bereit. Weitere Highlights sind das bereits montierte hydraulische Fronthubwerk mit Tiltfunktion sowie die hydraulisch höhenverstellbare Plattform, die viele Einsatzmöglichkeiten erlaubt. Mehr zur Roboterplattform Rovo und Inka auf der Website von Hawe.

Mit App und Betriebsdatenoptimierung 20% mehr Produktivität

Digitalisierung und KI standen im Mittelpunkt der Hannover Messe. Die Automatisierungsexperten von Lenze zeigten in Halle 7 die Open-Automation-Plattform Nupano, mit der Maschinen und Anlagen intelligent digitalisiert und optimiert werden können. Der Entwicklungsleiter für Nupano, Werner Paulin, erklärt den Unterschied: Demnach ermöglicht Nupano die Integration, das Management und den Schutz von innovativen technologischen Anwendungen, die auf Maschinen zugeschnitten sind. Denn Nupano sei eine wirklich offene Plattform. Maschinen und IT-Services könnten damit sehr effektiv kombiniert werden. Basis seien Apps, die mit der Docker-Technologie standardisiert und für jedermann zu öffnen sind - ähnlich wie ein pdf. Nach Angaben von Werner Paulin können deshalb sogar von externen Experten Apps für eine Produktionsanlage geschrieben werden, die per App dann einfach in Nupano integriert werden können. Beispielsweise durch optimierte Betriebsdaten könnten so Leistung, die Lebensdauer der Anlage oder einzelner Komponenten deutlich verbessert werden. Beispiele hätten bereits gezeigt, so Werner Paulin, dass mit einer solchen App und verbesserten Betriebsdaten die Produktivität einer Anlage problemlos um gut 20% erhöht werden kann. Weitere Informationen auf der Website von Lenze.

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Anne Konermann und Werner Paulin erklären am Demonstrationsbildschirm die Funktionsweise von Lupano: der Open-Automation-Plattform, mit der Maschinen und Anlagen intelligent digitalisiert und optimiert werden können.
Foto: Harald Klieber
Anne Konermann und Werner Paulin erklären am Demonstrationsbildschirm die Funktionsweise von Nupano: der Open-Automation-Plattform, mit der Maschinen und Anlagen intelligent digitalisiert und optimiert werden können.

Die Einzelteile des E-Bikes

Und wer wollte, konnte in Halle 17 mit dem vor einem Jahr vorgestellten igus-Fahrrad eine Probefahrt auf Rollen vor einem Bildschirm mit simulierter Umgebung machen. Das igus:bike, das nach Angaben von igus-bike-Manager Sven Terhardt zu mehr als 90% aus vor allem recyceltem Kunststoff besteht – dazu kommen noch die Lager und der Zahnriemen – wiegt rund 16 kg und wird 1.200 Euro kosten. Derzeit lässt sich das Bike unverbindlich vorbestellen. An einer E-Bike-Version wird übrigens gearbeitet, die frühestens im Sommer auf den Markt kommen soll. www.igus.bike/de

Mit Automation in nur noch 15 min tiefenentladen

Smart Linear Robots, Factory Orchestration Platform? Bosch Rexroth hatte ein weiteres Automatisierungs-Highlight auf der Hannover Messe in Halle 6 präsentiert: die erste industrielle Automatisierungslösung für den erfolgskritischen Schritt der Tiefentladung von Hochleistungsbatterien. Sie verkürzt den bislang 24 h dauernden Prozess auf unter 15 min. Dabei werden die Batteriezellen unterschiedlicher Hersteller, Größen und Typen vom Transfersystem TS 5 zwischen den Diagnose-, Entlade- und Demontagestationen transportiert. Nach der Kontaktierung entlädt eine modular aufgebaute Lösung aus dem Automatisierungsbaukasten ctrlX Automation mit der Steuerung ctrlX Core und dem Antriebssystem ctrlX Drive die Batteriezellen in der Entladestation. Die Entladeeinrichtung automatisiert die Eingangsprüfung, das patentierte Tiefentladen mit chemischer Inaktivierung sowie die Erfolgsprüfung. Im Vergleich zur bisherigen manuellen Entladung mit einer Prozesszeit von bis zu 24 h beschleunigt die Automatisierung diesen Prozess um den Faktor 100 auf weniger als 15 min, betont Bosch Rexroth – was den Prozess um ziemlich genau 99% auf 1,042% verkürzt. Mehr unter: www.boschrexroth.com

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