Es wächst. Alles in der Additiven Fertigung (additive manufacturing, AM) scheint zu wachsen. Die Maschinen, ihre Genauigkeit und Prozessstabilität, die Materialvielfalt, auf AM spezialisierte Software für Konstruktion und Produktionsplanung, die AM-Community und die Formnext. Letztere war mit knapp über 800 Ausstellern und rund 29.600 Fachbesuchern zwar noch unter Vor-Corona-Niveau (852 Aussteller und 34.500 Besucher in 2019), aber doch weit über den Zahlen von 2021 (600 Aussteller und 17.850 Besucher). Zu sehen gab es viel, die Gespräche waren reichlich, die Messestände gut besucht.
Reine Spielereien als Anschauungsobjekte wurden dieses Jahr weniger ausgestellt als in den Jahren zuvor. Dafür gab es konkrete Anwendungen von echten Kunden, wie einen Greifer für Autobleche bei Siemens (für die Messe leicht abgeändert) oder Cockpit-Elemente für mobile Arbeitsmaschinen vom Formlabs-Kunden IBL. Inzwischen geht es offensichtlich darum, zu zeigen, dass die Drucker reif für sinnvolle Anwendungen und eine qualitativ hochwertige Serienproduktion sind – und mit ihnen auch die Werkstoffe und die gesamte Peripherie.
Das bedeutet aber auch, den Druckprozess zu kontrollieren und die gesamte Prozesskette zu automatisieren. Am letzten Punkt arbeiten AM-Unternehmen schon seit einigen Jahren intensiv. Auf der Messe waren die Ergebnisse dieses Jahres vorwiegend in Kooperationen, automatisierten Produktionszellen und übergeordneten Software-Angeboten erkennbar.
Materialise beispielsweise bietet mit seinen Partnern die Produktionsplattform Co AM. Vom Design über den Druckprozess sowie dessen Monitoring bis zu den Nachbearbeitungsschritten können Nutzer ihre gesamten AM-Prozesse steuern und beobachten. Siemens stellte mit dem Partner Genera ein Fabrikplanungstool für eine AM-Serienproduktion vor und Stratasys zeigte eine vollautomatisierte Produktion für seine DLP-Drucker.
Doch das alles hilft nichts, wenn die Drucker nicht noch besser und die Prozesse nicht kontrollierbar werden. Auch daran wird gearbeitet, wie man auf der Formnext sehen konnte. Sowohl bei Drucker- als auch bei Software-Anbietern war die Prozess- und Bauraumüberwachung immer wieder ein Thema. Von manchen Druckerhersteller dürfen übergeordnete Softwaretools die Daten auslesen, bei anderen nicht; manche arbeiten mit KI (künstlicher Intelligenz), um den Druckprozess zu verbessern, andere überlassen es der Erfahrung des Anwenders. Das Machine-Health-Modul von Sigma Additive Solutions beispielsweise bereitet für den Anwender Protokolldateien über Prozessparameter wie Temperatur, Druck, Erschütterungen oder Ströme von Metal- und Kunststoffdruckern auf. Problematisch ist immer noch die Schmelzbad-Kontrolle. Denn hier geben die Maschinenhersteller nicht gern Einblick in den Vorgang.
Nachhaltigkeit bewegt derzeit die gesamte Industrie. Auch in der AM ist sie Thema, doch eher als Nebeneffekt. So stellt 6K Metallpulver aus Schrott her. Außerdem wurden von mehreren Anbietern Maschinen und Software verbessert, damit beispielsweise mit weniger Stützstrukturen und besserer Entpulverung noch weniger Material verschwendet wird. Zudem versprechen stabilere Prozesse und eine bessere Baujobüberwachung weniger Fehldrucke und Abbrüche.
Ein weiteres Thema, das noch unter der Oberfläche schwelt sind Tracking-Methoden. Je nach Verfahren sind beim Baujob mit aufgedruckte QR-Codes von Standard-QR-Code-Scannern lesbar oder noch nicht. Die Codes dienen der Rückverfolgbarkeit des Produktes und der Werkstoffe, der Überwachung und Steuerung eines automatisierten Gesamtprozesses oder liefern Endanwendern Informationen über das Produkt.