Image
Mehr realistische Anwendungen, mehr Qualitätssicherung. Auf der Formnext 2022 zeigten die Aussteller was mit Additiver Fertigung schon möglich ist.
Foto: Mesago / Mathias Kutt
Mehr realistische Anwendungen, mehr Qualitätssicherung. Auf der Formnext 2022 zeigten die Aussteller was mit Additiver Fertigung schon möglich ist.

News aus der Additiven Fertigung

Formnext 2022: Hier geht’s zur AM-Produktion

Die Branche arbeitet an allen Enden, damit die Additive Fertigung zu einer festen Größe in den Fertigungshallen wird. Das war dieses Jahr so deutlich wie nie zuvor.

Es wächst. Alles in der Additiven Fertigung (additive manufacturing, AM) scheint zu wachsen. Die Maschinen, ihre Genauigkeit und Prozessstabilität, die Materialvielfalt, auf AM spezialisierte Software für Konstruktion und Produktionsplanung, die AM-Community und die Formnext. Letztere war mit knapp über 800 Ausstellern und rund 29.600 Fachbesuchern zwar noch unter Vor-Corona-Niveau (852 Aussteller und 34.500 Besucher in 2019), aber doch weit über den Zahlen von 2021 (600 Aussteller und 17.850 Besucher). Zu sehen gab es viel, die Gespräche waren reichlich, die Messestände gut besucht.

Reine Spielereien als Anschauungsobjekte wurden dieses Jahr weniger ausgestellt als in den Jahren zuvor. Dafür gab es konkrete Anwendungen von echten Kunden, wie einen Greifer für Autobleche bei Siemens (für die Messe leicht abgeändert) oder Cockpit-Elemente für mobile Arbeitsmaschinen vom Formlabs-Kunden IBL. Inzwischen geht es offensichtlich darum, zu zeigen, dass die Drucker reif für sinnvolle Anwendungen und eine qualitativ hochwertige Serienproduktion sind – und mit ihnen auch die Werkstoffe und die gesamte Peripherie.

Das bedeutet aber auch, den Druckprozess zu kontrollieren und die gesamte Prozesskette zu automatisieren. Am letzten Punkt arbeiten AM-Unternehmen schon seit einigen Jahren intensiv. Auf der Messe waren die Ergebnisse dieses Jahres vorwiegend in Kooperationen, automatisierten Produktionszellen und übergeordneten Software-Angeboten erkennbar.

Materialise beispielsweise bietet mit seinen Partnern die Produktionsplattform Co AM. Vom Design über den Druckprozess sowie dessen Monitoring bis zu den Nachbearbeitungsschritten können Nutzer ihre gesamten AM-Prozesse steuern und beobachten. Siemens stellte mit dem Partner Genera ein Fabrikplanungstool für eine AM-Serienproduktion vor und Stratasys zeigte eine vollautomatisierte Produktion für seine DLP-Drucker.

Filamente, Ökobilanz und Qualitätssicherung

Über sein Machine-Health-Modul bietet Sigma einblicke in den Druckprozess, das Fraunhofer ILT untersucht die Umweltverträglichkeit von LPBF-Bauteilen und Stratasys hat neue Materialien validiert.
Artikel lesen

Doch das alles hilft nichts, wenn die Drucker nicht noch besser und die Prozesse nicht kontrollierbar werden. Auch daran wird gearbeitet, wie man auf der Formnext sehen konnte. Sowohl bei Drucker- als auch bei Software-Anbietern war die Prozess- und Bauraumüberwachung immer wieder ein Thema. Von manchen Druckerhersteller dürfen übergeordnete Softwaretools die Daten auslesen, bei anderen nicht; manche arbeiten mit KI (künstlicher Intelligenz), um den Druckprozess zu verbessern, andere überlassen es der Erfahrung des Anwenders. Das Machine-Health-Modul von Sigma Additive Solutions beispielsweise bereitet für den Anwender Protokolldateien über Prozessparameter wie Temperatur, Druck, Erschütterungen oder Ströme von Metal- und Kunststoffdruckern auf. Problematisch ist immer noch die Schmelzbad-Kontrolle. Denn hier geben die Maschinenhersteller nicht gern Einblick in den Vorgang.

3D-Kunststoff-Drucker und Postprocessing

Ein neuer Aussteller der Formnext 2022 ist Inkbit. Die MIT-Ausgründung stellt Ihren Polymer-Drucker mit Qualitätssicherung vor. Auch Mimaki und Stratasys birngen Neues aus dem Kunststoffbereich mit.
Artikel lesen

Nachhaltigkeit bewegt derzeit die gesamte Industrie. Auch in der AM ist sie Thema, doch eher als Nebeneffekt. So stellt 6K Metallpulver aus Schrott her. Außerdem wurden von mehreren Anbietern Maschinen und Software verbessert, damit beispielsweise mit weniger Stützstrukturen und besserer Entpulverung noch weniger Material verschwendet wird. Zudem versprechen stabilere Prozesse und eine bessere Baujobüberwachung weniger Fehldrucke und Abbrüche.

Ein weiteres Thema, das noch unter der Oberfläche schwelt sind Tracking-Methoden. Je nach Verfahren sind beim Baujob mit aufgedruckte QR-Codes von Standard-QR-Code-Scannern lesbar oder noch nicht. Die Codes dienen der Rückverfolgbarkeit des Produktes und der Werkstoffe, der Überwachung und Steuerung eines automatisierten Gesamtprozesses oder liefern Endanwendern Informationen über das Produkt.

Die Metallpulverbett-Maschine von Aconity 3D ist wahlweise mit zwei Pulverzuführungen ausgestattet. Auch ob mit oder ohne Highspeedkamera oder Pyrometer für die Messung der Schmelzbad-Emission können Kunden sich entscheiden.
Für Dentalanwendungen bietet 2onelab den 2Create mit einer runden 100-mm-Bauplatte. Da der Beschichtungsprozess in Runden stattfindet, ist der Buildprozess schneller als üblich.
Dieser Blechgreifer von Siemens ist bei einem Automobilhersteller im Einsatz – hier als Demoteil ohne Aktuatoren und Sensoren und mit veränderten Greifflächen. 3D-gedruckt besteht er aus 85 % weniger Bauteilen, ist 64 % leichter und verbraucht 550 kg weniger CO2.
Von Trumpf aus reinem Kupfer und an einem Stück gefertigt wurde dieses Kernelement eines Teilchenbeschleunigers. Druckdauer: eine Woche.
Die TPU-Filamente von Essentium sind auch ESD-sicher und zum Beispiel in rot erhältlich. Auf allen Spulen befinden sich QR-Codes mit denen der Lebenslauf des Materials rückverfolgbar ist.
Der mitgedruckte QR-Code auf dem Demoteil von Inkbit ist von einer üblichen QR-Code-App lesbar. Der Drucker arbeitet im Verfahren Material Jetting.
Anhand eines Bauteils für Dronen will Carbon beweisen, dass Polymere Metalle ersetzen können.
Image

Messen

Formnext Connect: Plattform für die additive Fertigung

Auch als rein virtuelle Version ist die Formnext Connect im November ein internationaler Marktplatz der additiven Fertigung und intelligenten Produktion.

    • Messen, Veranstaltungen
Image

Additive Fertigung

Große Kunststoffbauteile drucken

Das neueste Highlight im Maschinenpark von Fit ist eine leistungsfähige Fertigungsanlage auf Basis einer neuartigen, in Israel entwickelten Technologie. Damit lassen sich erstmalig große Kunststoffteile mittels additiver Fertigung ökonomisch herstellen.

    • Additive Fertigung
Image

Messen

Alles zur neuen Messe der Additiven Fertigung EAM

Zum ersten Mal findet dieses Jahr in Augsburg die EAM - Experience Additive Manufacturing - statt. Hier gibt‘s alle Infos zur Messe für Additive Fertigung.

    • Messen, News
Image
Gratz Engineering hat sich auf Motorenkomponenten wie Turbolader spezialisiert.

Rapid Prototyping

LPBF oder 3D-Druck mit Sand?

Seit den 1990ern arbeitet der Automobilzulieferer Gratz Engineering mit Additiver Fertigung. Wann nutzen sie ein Pulver-Verfahren, wann den 3D-Druck mit Sand?

    • Rapid Prototyping, Additive Fertigung