Image
Inzwischen liefert das Unternehmen Moulins Bourgeois wieder bis zu 170 Tonnen Mehl täglich an seine Kunden in aller Welt aus – dank Kuka-Roboter
Foto: Kuka
Inzwischen liefert das Unternehmen Moulins Bourgeois wieder bis zu 170 t Mehl täglich an seine Kunden in aller Welt aus – dank Kuka-Roboter

Automatisierung

Moulins Bourgeois: 170 t Mehl dank Kuka-Roboter

Das Unternehmen Moulins Bourgeois liefert bis zu 170 t Mehl täglich an seine Kunden in aller Welt aus – dank Roboter von Kuka.

Von 40 auf 25 kg sank das Maximalgewicht, das ein Mehlsack in Frankreich haben darf – das brachte die Familienmühle Moulins Bourgeois an die Grenze der Lieferfähigkeit: geholfen haben letztendlich Kuka-Roboter, denn bei gleichem Lieferumfang mussten rund doppelt so viele Mehlsäcke gepackt, transportiert und verladen werden. 

Moulins Bourgeois: Französisches Mehl für Baguette, Fladenbrot und Kekse mit Kuka-Robotern

Bourgeois – dieser Name steht seit 1895 für Mehl höchster Güte. „Wir arbeiten seit vier Generationen als unabhängige Mühlenbetreiber“, erklärt Julien Bourgeois, Generaldirektor. „So sorgfältig, wie Winzer ihre Rebsorten auswählen, wählen wir unsere Getreidesorten aus.“ Seit 80 Jahren befindet sich der Firmensitz in Verdelot, 80 km östlich von Paris. Obwohl das Unternehmen stetig wächst, definiert Moulins Bourgeois sich nach wie vor als Familienmühle. Und obwohl ausschließlich französisches Getreide verarbeitet wird und das Unternehmen Handwerksbäckereien als Kernzielgruppe sieht, liefert es längst in alle Welt. Konventionell angebautes und Bio-Mehl von Moulins Bourgeois wird unter anderem nach Deutschland, Norwegen, Ägypten, Saudi-Arabien, China und Brasilien exportiert.

Krisen bewältigen à la Bourgeois

Dabei hatte die Familie Bourgeois in den Zehnerjahren zwei große Herausforderungen zu meistern. Am 28. Juni 2010 löste ein Hitzestau in einem Schaltschrank ein Feuer aus, das die Hauptmühle des Unternehmens in Verdelot zerstörte. Der Betrieb lief in angemieteten Mühlen weiter. Parallel dazu ließen die Unternehmer binnen 18 Monaten eine neue Mühle errichten, mit verbesserten Hygienevorkehrungen und einer fast doppelt so hohen Produktionskapazität.  Alles lief gut an. Doch kurz darauf zeichnete sich ab, dass eine neue Vorschrift das Unternehmen vor weitere Herausforderungen stellen würde. Denn die Sozialversicherung Caisse Nationale d’Assurance Maladie (CNAM) und der Berufsverband Association Nationale de la Meunerie (ANM) einigten sich auf Regelungen, die die körperliche Belastung von Mühlenmitarbeitern reduzieren sollten. Mehlsäcke durften fortan maximal 25 kg wiegen. Julien und David Bourgeois, die das Familienunternehmen in vierter Generation leiten, brauchten eine Lösung.

Von harter körperlicher Arbeit zum vollautomatischen Distributionszentrum

„Wir mussten von 40-Kilogramm-Mehlsäcken auf 25-Kilogramm-Mehlsäcke umstellen“, berichtet Julien Bourgeois. „Für unsere Mitarbeiter war das eine gute Nachricht, weil es die schwere körperliche Arbeit reduzierte. Doch wir mussten die Anzahl der Säcke, die wir täglich in unsere LKW verladen, von vorher 7.000 praktisch verdoppeln. Das war völlig unmöglich.“ Denn bis dato waren sechs Mitarbeiter für das Palettieren und Verladen der Mehlsäcke zuständig gewesen. Diese harte körperliche Arbeit ließ sich nicht beliebig beschleunigen. Um das Team vor Überlastung zu schützen sowie weiterhin alle Aufträge erfüllen zu können, entschloss sich das Unternehmen, in ein vollautomatisches Distributionszentrum zu investieren. Die Mitarbeiter indes behielten ihre Arbeit – auf der Ladeebene sorgen sie heute dafür, dass jeder Sack im richtigen LKW ankommt und dort sicher verstaut wird.

2014 fiel der Startschuss für die zu 100 % automatisierte „Goods-to-truck“-Lösung mit fünf Kuka Robotern. Im September 2015 eröffnete das neue Distributionszentrum. Für die gesamte Kommissionierung, also das Depalettieren und das Verladen auf die richtigen Förderbänder, sind seitdem zwei KR 180 R3200 PA und drei KR 300-2 PA zuständig.

Die Frucht zukunftsorientierter Teamarbeit

Für die Intralogistik zeichnete sich Viastore Systems verantwortlich, Integrator war AB Process. Christophe Abjean, Gründer und einer der Geschäftsführer von AB Process, erklärt, was für ihn das Besondere am neuen Distributionszentrum ist: „Die Auftragsvorbereitung erfolgt zu 100 Prozent automatisiert – ab dem Eingang der Paletten ins Lager bis hin zum Transport der Säcke in die LKW. Die fünf Depalettierroboter von Kuka übernehmen die gesamte Kommissionierung zuverlässig und in beachtlicher Geschwindigkeit. Das System hat eine Verarbeitungskapazität von 2.000 Säcken pro Stunde.“ Dabei werden die Säcke so vorsortiert, dass sie in der zur Liefertour passenden Reihenfolge in den LKW ankommen.

Dreamteam: Vorzüge zweier Kuka Depalettierroboter

Die beiden KR 180 R3200 PA erweisen sich als platzsparende, wendige Lösung, um einzelne Säcke auf das Förderband zu legen. Jeder Roboter kann 100 Säcke pro Stunde transportieren. Die KR 300-2 PA hingegen nehmen jeweils fünf Mehlsäcke auf einmal auf und bewegen so bis zu 550 Säcke pro Stunde. Diesen Robotertyp hat Kuka speziell für Highspeed-Aufgaben mit hohen Traglasten entwickelt. Er stemmt mühelos bis zu 300 kg und lässt sich dank Aufbaugestellen in unterschiedlichen Höhen flexibel an Aufgaben anpassen. Emmanuel Bergerot, Managing Director für Frankreich, die Benelux-Staaten und den Maghreb bei Kuka, zieht folgendes Fazit: „Die Realisierung des Projekts Moulins Bourgeois ist das Ergebnis der permanenten Bemühungen um technische Innovation sowohl der Robotermechaniken als auch der Software, die sie steuert. Dieses System steht im Dienst einer extrem anspruchsvollen, aber auch effizienten Logistik.“

Schneller und erfolgreicher denn je

Die hohen Erwartungen hat das neue Distributionszentrum in vollem Maße erfüllt. Zwischen Auftragsannahme und Lieferung liegen jetzt weniger als 24 Stunden. Das macht das beliebte Mehl der Moulins Bourgeois für Kunden noch attraktiver. Bis zu 170 t Mehl liefern das Familienunternehmen täglich aus. Der Jahresumsatz stieg von 40 Mio Euro im Jahr 2015 auf 50 Mio Euro im Jahr 2020. Und die Brüder Bourgeois freuen sich über 150 zufriedene Mitarbeitende und eine der effizientesten und modernsten Produktionsstätten für Mehl in Europa. „Es ist uns durch die Umstellung gelungen, 60 Prozent mehr Mehlsäcke zu verladen und das Risiko für muskuloskelettale Erkrankungen und Verletzungen unserer Mitarbeiter zu reduzieren“, freut sich Julien Bourgeois. „Als Unternehmen sind wir gewachsen, haben eine viel größere Nachfrage und daher insgesamt mehr Mitarbeiter als zuvor.“