Eine jetzt von Reichelt Elektronik in Auftrag gegebene Umfrage zeigt, welche Auswirkungen knappe Ressourcen und Lieferengpässe auf deutsche Unternehmen haben – und wie sie der Krise trotzdem die Stirn bieten. Die Zahlen wurden vom internationalen Umfrageinstitut One Poll für Reichelt Elektronik erhoben und umfassen 1.900 Teilnehmer aus Europa, davon 500 aus Deutschland.
Durchschnittlich 35 Tage Stillstand durch fehlende Ressourcen
Fast alle, nämlich 95 % der Befragten, bestätigen, dass es aufgrund von Lieferengpässen seit Beginn 2020 zu Produktionsstillständen in ihrem Unternehmen kam. Gründe sind verspätete Lieferungen oder fehlenden Komponenten. Ein Großteil der betroffenen Unternehmen (41 %) musste sogar einen Produktionsausfall von mehr als einen Monat in Kauf nehmen.
Jeder Tag, den die Maschinen stillstehen, kostet die Unternehmen immense Summen. Kleine Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeiter hatten mit einem Minus von durchschnittlich knapp 100.000 EUR zu kämpfen, während mittlere Betriebe (50-250 Mitarbeiter) bereits einen Umsatzausfall von gut einer halben Mio. EUR kompensieren mussten. Größenübergreifend ergab die Umfrage, dass die befragten deutschen Betriebe seit Januar 2020 Verluste im Durchschnitt in Höhe von 924.000 EUR verzeichneten. Fast ein Drittel hat mindestens 500.000 EUR an Umsatz eingebüßt.
Darüber hinaus erlebte die Produktion weitere negative Folgen der krisengebeutelten Supply Chain. 39 % bestätigen, dass die Preise für bestimmte Komponenten deutlich anstiegen. Ein Drittel (33 %) gab an, dass die Produktion zwar nicht stillgelegt werden musste, aber doch mit deutlichen Verzögerungen zu rechnen war. Ebenfalls 33 % der befragten Unternehmen mussten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, während ein Fünftel (20 %) sich sogar gezwungen sah Arbeitskräfte, zu entlassen.
Laut Umfrage wenig Hoffnung auf schnelle Besserung der Krise
Fast 60 % hoffen, dass sich die Lage auf dem Markt in den nächsten 12 Monaten entspannt. 30 % hingegen sehen keinen Hoffnungsschimmer am Horizont und rechnen damit, dass sich auch innerhalb eines Jahres nichts ändern wird. Als Faktoren, die die Versorgung mit Komponenten und Materialien weiterhin belasten könnten, werden vor allem der Mangel an begehrten Rohstoffen (44 %), eine steigende Nachfrage nach bestimmten Komponenten (37 %) und die Möglichkeit von zukünftig vermehrt auftretenden Pandemien (36 %) genannt.
Daher haben viele Unternehmen sich intensiv mit Möglichkeiten und Wegen durch die Krise auseinandergesetzt. Besonders verlässlich schneiden dabei Distributoren als Bezugsquelle ab. Hier gab die Hälfte (50 %) der Befragten Entscheider an, dass ihr Unternehmen nun Distributoren als Lieferanten für Komponenten und Güter nutzt, um einen reibungslosen Produktionsablauf zu gewährleisten. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Krise sind eine höhere Lagerhaltung der entsprechenden Teile (44 %) und der Bezug direkt beim Hersteller (35 %). Mehr als ein Fünftel (22 %) ist sogar dazu übergegangen, kritische Komponenten selbst herzustellen.
Lieferengpässe vermeiden – auch die Politik ist gefragt
Um für zukünftige Lieferengpässe gut aufgestellt zu sein, streben Unternehmen an, grundsätzlich mehr Vorräte anzulegen (41 %) und mehr Komponenten lokal zu beziehen (36 %). Weitere 34 % wollen gar ihr Produktportfolio anpassen.
Doch Unternehmen sind in ihrem Einflussbereich auch eingeschränkt. Hier liegt es auch in der Verantwortung der Bundesregierung die deutsche Wirtschaft zu stärken und krisenresistenter zu machen. So wünschen sich beispielsweise 38 % der befragten Unternehmen, dass die Politik mehr Mittel und Förderung in die Forschung von Zukunftstechnologien und die Produktion essenzieller Komponenten steckt. In Handelsfragen sieht über ein Drittel (36 %) eine Notwendigkeit für mehr Zusammenhalt in der EU gegenüber anderen Handelspartnern.