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Foto: Erik Schäfer

Veranstaltungen

Siemens: Erst virtuell, dann real

Wie sehr die Mindsphere bereits zur Verbesserung der Produkte beiträgt, war eines der Themen auf der Siemens Vorpressekonferenz zur Hannover Messe. KundE war dabei.

Dr. Jan Mrosik, CEO der Division Digital Factory, Dr. Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives sowie der CEO der Division Energy Management Ralf Christian gaben einen Ausblick auf die Siemens-Zukunft. Digitalisierung in allen Divisionen, als Basis die Kollaborationsplattform Teamcenter und die Cloudlösung Mindsphere, das Siemens IoT-Betriebssystem, als Überbau, so sieht grob gesagt die Architektur der digitalen Siemenswelt aus. In dieser digitalen Welt geht nicht nur die Anbindung von Maschinen und Geräten vonstatten, sondern auch eigene Siemens-Services sind hier eingebunden – über alle Siemens-Divisionen hinweg.

Eine zunehmende Rolle spielen Applikationen für cloudbasierte Services der Kunden, die dazu eigene Applikationen schreiben können und eigene Geschäftsmodelle aufbauen können – zum Beispiel ein Maschinenbauer, der seine Maschinen nicht verkauft, sondern die nur die reine Nutzungszeit berechnet und ähnliches mehr. Dass Siemens nicht in diese Kundendaten schaut, sondern die Daten der Kunden den Kunden gehören, wurde auf der Pressekonferenz nochmals betont. In Herzogenaurach zeigte Siemens auf, wohin die digitale Reise der Divisionen gehen soll von A wie Applikation bis S wie Security – wobei die Cyber Security von der Siemens eigenen Priorität her sicher weit vor A wie App angesiedelt ist.

Die Hannover Messe im Fokus

Dass die Simatic-Steuerung ihren 60sten Geburtstag feiert und die s auf der Hannover Messe auch thematisiert werden wird, war einer der wenigen Ausflüge in die Siemens Produktwelt. Standen Produkte in den Siemens-Vorpressekonferenzen zur Hannover Messe in den vergangenen Jahren klar im Vordergrund, war es diesmal eine andere Thematik: „Wir waren bisher sehr produktbezogen unterwegs, jetzt stehen Additive Manufacturing, die Mindsphere-Lounge, die Mindsphere-Partner und die Future of Automation auf unserer Agenda“, erläutert Digital Factory-CEO Dr. Jan Mrosik in seinem Eröffnungsstatement und er stellte zudem klar, dass die virtuelle und die reale Welt immer stärker zusammenwachsen.

Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung, drei Siemens-Kernkompetenzen, wachsen zusammen – gerade auch auf der Cloud-Ebene, der Mindsphere. „Wir können unsere Kunden in allen Phasen der Wertschöpfungskette digital unterstützen“, so Dr. Mrosik selbstbewusst. Wie sehr diese Kompetenzen bereits im eigenen Hause genutzt werden, machte er am Beispiel Additive Fertigung fest. Hier ist Siemens auch selbst ein großer Anwender mit über 55 eigenen 3D-Druckern, hat also auch Anwender-Know-how vorzuweisen. Das kommt den Produkten, von der CAD-Software NX, über die Simulationswerkzeuge bis hin in die Fertigung zugute.

„Wir bewegen uns erst in der virtuellen, dann in der realen Welt. Das ist das Konzept“, machte Dr. Mrosik klar. Zunächst entsteht dazu ein Digitaler Zwilling des Produkts. Dann ein digitaler Zwilling der Produktion und schlussendlich der Digitale Zwilling der Performance, der über die Cloud-Anbindung mit Mindsphere eine selbstoptimierende Verbesserungsschleife erlaubt. Im Falle des 3D-Drucks geschieht dies sogar während des Druckprozesses selbst. Damit will man dem Ziel „das bestmögliche Produkt herzustellen“, noch effizienter erreichen als das bisher in der realen Welt überhaupt möglich war. Praxisbeispiele, wie virtuelle und reale Welt zusammenwachsen, wird Siemens auf seinem rund 3.500 m² großen Messestand und der nochmals etwa 700 m² großen Mindsphere-Lounge in Hannover zu Genüge zeigen.

Mitarbeiter schulen, bevor die Fabrik steht

Dr. Jürgen Brandes, CEO der Division Process Industries and Drives, betrachtete die Virtualisierung und Digitalisierung in der Prozessindustrie und nannte mit dem Hannover Messe-Motto „Digitalisierung jetzt!“ ein Kernthema auch für seinen Bereich. „Wir verstehen uns als langfristiger Partner unserer Kunden“, so Dr. Brandes und die Digitalisierung hilft da ein ganzes Stück weiter, gerade auch bei Brownfield-Anwendungen, also bei der Anlagenmodernisierung. „Flexibilität und Kontinuität sind in der Prozesstechnik wichtig“, stellt Dr. Brandes klar und zeigte an Beispielen aus der Prozessindustrie, wie digitale Werkzeuge maßgeblich zum Erfolg solcher Maßnahmen – in der Regel im laufenden Betrieb – beitragen.

Am Beispiel des Farbenherstellers Dulux zeigte er auf, wie eine Greenfield-Anlage zunächst virtuell als 3D-Modell entstand und während des Aufbaus der Anlage die Mitarbeiter bereits an virtuellen Prozessleitständen etc. geschult werden konnten – erst virtuell dann real, das Thema zieht sich wie ein roter Faden durch alle Siemens-Divisionen. Übrigens Siemens wird den offenen Standard TSN (Time Sensitive Networking) über alle Ebenen einsetzen. „Zwar seien die Standardisierungsprozesse noch nicht abgeschlossen, doch auf der Hannover Messe sollen erste Implementierungen zu sehen sein“, so Dr. Jürgen Brandes.

Energie

Letzter Redner vor den abschließenden Expert-Talks, in denen man von Experten die verschiedenen Themen in jeweils 20-minütigen Sessions näher erläutert bekam, war Ralf Christian, CEO der Division Energy Management bei Siemens. Als die drei großen Treiber in der Energieindustrie machte er die Decarbonisierung, die Dezentralisierung und die Digitalisierung fest. Von den derzeit benötigten rund 2.500 Terawattstunden Jahresbedarf in Deutschland, sind rund 500 Terawattstunden Elektrische Energie. Rund 30 % davon werden durch regenerative Energiequellen bereitgestellt. Dass der Anteil dezentral hergestellter Energie – zum Beispiel aus Solaranlagen von Privathaushalten, auch auf immer mehr Firmendächern entstehen inzwischen Solarparks – steigt, ist eine Tatsache.

Diesen Mix in ein stabiles Stromnetz zu überführen ist eine größere Herausforderung. Notwendig dazu ist das sogenannte Microgrid-Management und das erfordert laut Ralf Christian die Digitalisierung. Gerade im Falle der Unternehmen, die ihren Strom für den Eigenverbrauch selbst herstellen (zumindest um einen Teil des Eigenverbrauchs abdecken zu können) ist es wichtig, dass Ausfallsicherheit, Transparenz, Energieeffizienz und Kostenverbesserungen sichergestellt sind. Hinzu kommt, dass in Zukunft auf den Firmenparkplätzen immer mehr Mitarbeiter ihr Elektroauto aufladen können wollen. „Dazu bedarf es eines gesamtheitlichen Energiemanagements zur Integration der E-Mobilität“, so Ralf Christian. Das dieses Szenario eventuell früher kommen könnte als viele vermuten, dazu dürfte der Richterspruch des Bundesverwaltungsgerichts beitragen: Das Gericht hat den Weg für Diesel-Fahrverbote freigemacht.

Das beste Werk Europas

Am zweiten Tag der Pressekonferenz konnten interessierte das Elektronikwerk in Amberg besuchen. In diesem Werk entstehen unter anderem pro Jahr 16 Mio. Steuerungen der Simatic-Baureihe – voll automatisiert. An diesem Vorzeigewerk (das Zwillingswerk von Amberg steht in China) zeigt sich die gesamte Bandbreite an Effizienzgewinnen durch die durchgängige Digitalisierung der Fabrik. Denn, obwohl sich die Produktionsfläche (rund 10.000 m²) und die Mitarbeiterzahl (rund 1.300) seit dem Jahr 1990 nicht/kaum verändert haben, ist die Produktivität um den Faktor 13 gestiegen – bei einer Qualität von 10 ppm, will heißen: Nur 10 von 1.000.000 (einer Million) Teile sind Ausschuss. Noch in diesem Jahr will man hier auf 9 ppm kommen. Europaweit ist das schon heute die beste Fabrik! Auch hier lebt Siemens konsequent das Credo: Erst virtuell, dann real. Das gilt für jedes einzelne Produkt, das dieses Werk zu den über 60.000 Kunden verlässt.

Erik Schäfer

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