Autos, Windräder, Smartphones - ohne Klebstoffe wären viele Produkte in ihrer heutigen Form nicht konstruierbar. Für Handwerk und Industrie sind Klebstoffe praktisch unverzichtbar. Aus gutem Grund: Sie eröffnen entscheidende Vorteile. Wer diese kennt, kann sie nutzen.
Die Oberflächen bleiben Intakt
Schon die Definition benennt einen Vorteil: Kleben verbindet Fügepartner unter Ausnutzung von Kohäsion und Adhäsion, ohne dass sich das Gefüge der verklebten Teile wesentlich ändert (DIN 2304). Aus Prinzip also werden Oberflächen beim Kleben nicht beschädigt. Andere Fügeverfahren greifen in die Werkstoff-Struktur ein. Zum Beispiel benötigen mechanische Verbindungen wie Nieten oder Schrauben Bohrlöcher. Diese verursachen nicht nur Schwachstellen, sie ermöglichen auch das Eindringen von Feuchtigkeit und Luft und damit Korrosion.
Ausgleichende Wirkung auf beide Fügepartner
Kleben kann sich positiv auf Lebensdauer und Qualität einer Konstruktion auswirken. Flächige Klebverbindungen sind grundsätzlich belastbarer als mechanische Punktverbindungen, da sie einwirkende Kräfte gleichmäßig auf beide Fügepartner verteilen können. Auch gleichen sie unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizienten, Dehnungen und Spannungen aus. Und sie dämmen Schwingungen, Vibrationen und Geräusche Darüber hinaus sind Klebverbindungen von Natur aus dicht. Nicht zuletzt ermöglichen sie ‚unsichtbare’ Verbindungen für anspruchsvolles Design.
Multi-Material-Verbindungen: Für nahezu jede Oberfläche gibt es eine passende Klebelösung.
Um verschiedene Werkstoffe im Mix zu fügen, werden individuelle Klebstoffsysteme genutzt, die perfekt zu den Profilen der Fügepartner passen. Mit jeder Neuentwicklung werden die Grenzen des Möglichen weiter verschoben. Insbesondere moderne Leichtbauwerkstoffe können oft nur mit Klebstoffen gefügt werden – ihr geringes Eigengewicht ist dann ein zusätzlicher Pluspunkt. Egal ob Leichtbauwerkstoffe, Metalle, Kunststoffe, Glas, Holz oder Schaumstoffe – oft macht die richtige Klebtechnologie eine haltbare Verbindung überhaupt erst möglich.
Aber: Es gibt auch einschränkende Faktoren
Klebverbindungen brauchen Zeit – zum einen für die Vorbereitung der Oberflächen, zum anderen für das Abbinden und Aushärten. Letzteres kann einige Sekunden oder im Extremfall bis zu zwei Wochen dauern. Die Planung muss diesen Faktor berücksichtigen. Ebenso die Alterung: Je nach Klebstofftyp und Kontext nehmen Umwelteinflüsse unterschiedlich starken Einfluss – vor allem UV-Licht und Oxidation. Wie alle Chemikalien können Klebstoffe grundsätzlich nicht unkritisch verwendet werden. Gegebenenfalls kann ihre Anwendung Arbeitssicherheits-Maßnahmen erfordern.
Die Vorteile und Einschränkungen des Klebens im Überblick
Vorteile des Klebens:
- Gleichmäßige Kraftverteilung
- Ausgleich von Spannungen
- Lange Lebensdauer
- Dichtfunktion
- Glatte Oberflächen
- Multi-Material-Verbindungen
- Gewichtsersparnis
Einschränkungen:
- Verarbeitungszeit
- Alterung
- Arbeitssicherheit
Julius Weirauch