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Foto: Jacob Müller

Energietechnik

Wird Sachsen zum Vorreiter beim Thema Wasserstoff?

Das Spitzentreffen Hzwo Connect in Chemnitz hatte ein gemeinsames Ziel: Sachsen soll Vorreiter bei der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie werden.

"Sachsen hat die besten Voraussetzungen, Vorreiter bei der Wasserstoff-Technologie zu sein, die wir schlichtweg benötigen, um die Klimaziele zu erreichen und die Dekarbonisierung unserer Industrie gewährleisten zu können. Wir haben hervorragende Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und viele Unternehmen, die in der Lage sind, diese Technologien anzuwenden. Technologien zur Produktion, Speicherung und Nutzung von Wasserstoff bieten große wirtschaftliche Chancen für Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze. Wir wollen diese Chancen auch für die zukünftige Mobilität und Logistik nutzen und den Freistaat zu einer Energieregion der Zukunft entwickeln. Dazu setzen wir auf den Aufbau einer sächsischen Wasserstoffindustrie entlang der gesamten Wertschöpfungskette, auch um den Strukturwandel positiv zu gestalten.“ Damit gab Martin Dulig, Stellvertretender Ministerpräsident und Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA), gleich zur Eröffnung in einem Videostatement die Richtung für die Hzwo Connect vor, dem Netzwerkspitzentreffen am 15. Oktober 2020 in Chemnitz.

Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im Austausch

Zur Relevanz dieses Spitzentreffens stellt Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Kultur (SMWK) und Tourismus, heraus: „Das Branchen- und Netzwerkspitzentreffen Hzwo Connect ist ein gelungenes Format, um den fruchtbaren Austausch zwischen Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in einem Zukunftsfeld voranzutreiben. Die Wasserstoff-Technologien sind ein starker Faktor bei der Lösung einiger der großen Aufgaben der Zukunft: Umwelt- und Klimaschutz, Struktur- und Mobilitätswandel. Gleichzeitig haben sie ein großes wirtschaftliches Potenzial für den Hochtechnologie- und Automobil-Standort Sachsen. Der direkte und öffentliche Dialog mit allen wichtigen Partner öffnet den Blick für konkrete Bedarfe, die passenden Rahmenbedingungen und leistet einen Beitrag dazu, dass die sächsische Wasserstoffstrategie eine Erfolgsgeschichte wird.“

Spitzenforschung: Sachsen ist Vorreiter bei Wasserstoff-Technologien

Dabei war der Veranstaltungsort Chemnitz nicht zufällig gewählt. Denn Chemnitz ist mit der engen Kooperation zwischen dem Innovationscluster Hzwo e. V., der Technischen Universität Chemnitz und dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU ein wichtiger Impulsgeber in Sachen Forschung und Transfer für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie.

„An der TU Chemnitz bietet ein im vergangenen Jahr neu eingerichtetes Brennstoffzellenlabor mit integriertem Hochleistungsprüfstand beste Bedingungen für die Brennstoffzellen-Forschung. Die spezielle technische Ausstattung dieses Labors sucht in der universitären Landschaft europaweit ihresgleichen, wodurch die TU Chemnitz ein begehrter Kooperationspartner bei der Erforschung und Weiterentwicklung von Brennstoffzellen ist“, hob Prof. Dr. Thomas von Unwerth, Inhaber der Professur Alternative Fahrzeugantriebe an der TU Chemnitz und Leiter des Innovationsclusters Hzwo e. V. vor. Thomas von Unwerth hatte die Hzwo Connect gemeinsam mit Prof. Dr. Welf-Guntram Drossel, Geschäftsführender Institutsleiter Fraunhofer IWU und Vorstand beim Innovationscluster Hzwo e. V. eröffnet.

Impulse aus Chemnitz

„Der ‚Innovationscluster Hzwo – Antrieb für Sachsen‘ sowie die ‚Hzwo Connect‘ tragen in Chemnitz maßgeblich dazu bei, den Struktur- und Mobilitätswandel im Hochtechnologie- und Automobilland Sachsen weiter voranzutreiben. Die ‚Hzwo Connect‘ steht dabei für den engen Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zur Gestaltung der sächsischen Wasserstoffstrategie und der damit verbundenen Mobilitätswende“, sagt der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier.

Diesen engen Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft machte nicht zuletzt das hochkarätig besetzte Startpanel deutlich. Hier diskutierten im ersten Teil des Veranstaltungstages Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden GmbH und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat, Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn vom Fraunhofer-Vorstand, Dr. Carsten Czenkusch von Vitesco Technologies GmbH, Live aus Brüssel zugeschaltet Jorgo Chatzimarkakis, Generalsekretär von Hydrogen Europe, Andreas Nowak, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag, Dr. Jörg Starr (Clean Energy Partnership), und – ebenfalls zugeschaltet – Kurt-Christoph von Knobelsdorff, Geschäftsführer der Now GmbH.

Hohe Relevanz der Mobilitäts- und Energiewende

Der einleitende Appell des Staatsministers hat einen konkreten Grund. Denn die Mobilitäts- und Energiewende ist in vollem Gange und hat große Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Mit fünf Fahrzeug- und Motorenwerken von Volkswagen, BMW und Porsche sowie rund 780 Zulieferern, Ausrüstern und Dienstleistern der Branche gehört das „Autoland Sachsen“ zu den deutschen Top-Standorten. Die Automobilindustrie mit ihren über 95.000 Beschäftigten ist Sachsens umsatzstärkste Branche.

Die Bedeutung von grünem Wasserstoff

Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMUL), betont: „Die Energiewende muss entschlossen gestaltet werden. Das ist konkreter Klimaschutz, den wir den nachfolgenden Generationen schuldig sind. Grüner Wasserstoff wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Die Energiewende, und damit auch die Wasserstoffnutzung, hat enormes ökonomisches Potenzial. Dieses können und werden wir gerade in Sachsen nutzen. Mit unseren innovativen Unternehmen und Forschungseinrichtungen haben wir gute Voraussetzungen dafür. Die Veranstaltung Hzwo Connect verbindet die vielen Akteurinnen und Akteure auf diesem Gebiet. Dafür bin ich dankbar. Schließlich hilft uns die Diskussion auch dabei, unsere sächsische Wasserstoffstrategie zum Erfolg zu bringen.“

Automobilindustrie ist der wichtigste Arbeitgeber in Sachsen

Die sächsische Automobilindustrie trägt mehr als ein Viertel zum Industrieumsatz und über ein Drittel zum Auslandsumsatz bei. Zudem ist sie der wichtigste sächsische Arbeitgeber. „Der Ausbau von Wasserstofftechnologien ist eine elementare Voraussetzung sowohl für das Gelingen der Mobilitätswende als auch für das übergeordnete Ziel, die gesetzten Klimaziele zu erreichen“, erklärt Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. „Die Entwicklung und Weiterentwicklung innovativer Wasserstofftechnologien stellt zudem ein zentrales Element für die strategische und nachhaltige Planung der Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland dar. Die Fraunhofer-Gesellschaft setzt ihre Kompetenzen in Sachsen und darüber hinaus aktiv dafür ein, um den zukünftigen Bedarf an grünem Wasserstoff und der dazugehörigen Technologien zu decken. Dies ist auch eine zentrale Bedingung dafür, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Sachsens und die Stellung Deutschlands im internationalen Wettbewerb als erfolgreicher Technologie-Exporteur zu sichern und zu stärken.“

Was sind die Erfolgsfaktoren?

Angesichts immer ehrgeizigerer CO2-Ziele und Flottenvorgaben steht die Automobilindustrie vor einschneidenden Herausforderungen – die zentrale Frage für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ist: Elektroboom oder Wasserstoffmekka – Wie schafft Sachsen die Antriebswende? Moderiert von Jürgen Pfeiffer in seinem Polit-Talk „Pfeiffer.Fragt“ diskutierte das Spitzenpanel über Erfolgsfaktoren. Dazu gehört die Offenheit aller politischer Maßnahmen für die ganze Breite umweltfreundlicher Technologien. Denn: Nicht jede Technologie ist für alle Bedarfe gleich gut geeignet. Hinzu kommt die Setzung technischer Standards, die den Zugang zu weltweiten Märkten ermöglichen, und auch die Förderung grünen Wasserstoffs. Die sächsische Zulieferindustrie hat alle Chancen, vom Wandel hin zur Wasserstoff-Technologie zu profitieren. Denn die Produktion von Brennstoffzellen-Fahrzeugen benötigt eine große Zahl an Zulieferteilen.

Rahmenbedingungen schaffen

Andreas Nowak, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag und Teilnehmer am Spitzenpanel: „Ich bin großer Wasserstoff-Fan und damit in meiner Fraktion und im Landtag gewiss nicht allein. Damit Sachsen gestärkt aus der Energiewende hervorgeht, arbeiten wir über die Ministeriumsgrenzen hinweg an einer bedarfsgerechten Wasserstoffstrategie. Es geht um gute Rahmenbedingungen für Mobilität und Industrie. Dazu wird es bald auch einen entsprechenden Antrag im Landtag geben. Wir setzen außerdem auf die drei großen Netzwerkakteure Hzwo, Hypos und Energy Saxony.“

Themenworkshops von drei Ministerien: Unternehmen wünschen sich Unterstützung

Die Erfolgsfaktoren wurden im zweiten Teil der Hzwo Connect tiefgehender aufgearbeitet. In drei Workshops präsentierten Expertinnen und Experten den moderierenden Staatsministerien SMWA, SMWK und SMUL ihre Sicht auf die aktuelle Forschungs- und Marktlage.

Karl Lötsch, Geschäftsführer des Innovationsclusters Hzwo e.V. zum Fazit: „Wir haben heute etwas Einmaliges geschafft. So viel Fachkompetenz aus Wirtschaft und Forschung an einem Ort mit drei Ministerien zusammenzubringen, ist ein wichtiges Zeichen für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologien in Sachsen. Die große Resonanz ist aber auch ein Auftrag an die Politik. Die Unternehmen wünschen sich starke Unterstützung.“

Matthias Fejes / Dr. Christian Schäfer-Hock

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