Über 500.000 Industrieroboter weltweit wurden 2022 installiert. 2024 werden es schon mehr als 600.000 sein, 2026 sogar 700.000, so die Zahlen der International Federation of Robotics (IFR). „Automatisierung ist kein Megatrend mehr“, schließt Peter Mohnen, CEO der Kuka Gruppe, aus diesen Zahlen. „Sie ist vielmehr zu einem Essential geworden, einem Pfeiler der industriellen Produktion gerade in Hochlohnländern.“ Auch Kuka profitiert von dieser Entwicklung. 2023 stieg der Umsatz erstmals auf über 4 Mrd. EUR, das EBIT stieg um 33,6 % auf 160 Mio. EUR. Die Book-to-Bill-Ratio lag mit 0,99 unter dem Vorjahreswert (2022: 1,14).
Hohe Investitionen in die Forschung
Mohnen unterstreicht, dass es Kukas Anspruch sei, Trends früh zu erkennen. Deswegen leistet sich der Konzern auch Investitionen in R & D in Milliardenhöhe. Buzzwords sind in diesem Zusammenhang Augmented Reality, Vision, künstliche Intelligenz und Large Language Models. „Bis die Programmierung der Roboter per Sprachbefehl möglich ist, wird es allerdings noch dauern“, bremst Mohnen die Euphorie. Eine Vereinfachung der Programmierung zum Beispiel durch Low Code sei jedoch bereits in näherer Zukunft denkbar.
Kuka will nachhaltiger werden
Die zunehmende Intelligenz von Anlagen und Systemen biete Kuka jedoch schon jetzt die Möglichkeit, den Energieverbrauch in der Produktion bauteilspezifisch zu tracken und Energiefresser zu ermitteln. Daraus ergebe sich einerseits die Möglichkeit, den eigenen Energieverbrauch zu optimieren, andererseits können Kuka-Kunden Informationen über die Energiebilanz der Roboter erhalten. Kuka will so mehr Transparenz schaffen und seine Kunden dabei unterstützen, ihre eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren. Für bestimmte Produkte zeichnet das Unternehmen schon heute die CO2-Werte aus, die jedoch einige Unsicherheiten enthalten. Auch dies soll sich in Zukunft ändern. Die in der Produktion gesammelten Daten sollen zudem genutzt werden, um gezielt in Verbesserungsmaßnahmen zu investieren. Hauptziel ist es, bis 2030 Treibhausgasemissionen aus der eigenen Geschäftstätigkeit global um mindestens 40 % gegenüber 2022 zu reduzieren.
Gebrauchtroboter direkt vom Hersteller
Ein weiteres Projekt, das diesen Gedanken unterstützt, ist Kuka Circle. Über die neue Plattform können Kunden gebrauchte Kuka-Roboter an Interessenten weiterverkaufen. Auch Kuka bietet auf diesem Weg generalüberholte Roboter an. „Bei guter Wartung haben Kuka-Produkte schon jetzt eine Lebensdauer von 18 bis 20 Jahren. Durch Kuka Circle ermöglichen wir ihnen ein zweites, vielleicht sogar ein drittes Leben“, betont Mohnen. Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahren sollen über die Plattform Gebrauchtroboter im niedrigen dreistelligen Bereich zur Verfügung stehen.
Wachstumsmarkt AMR
Kuka kündigte zudem Wachstum an. Wachstumschancen bestünden vor allem in den Bereichen General und Automotive. Hier sei auch vor kurzem eine Rahmenvereinbarung mit VW über 700 Roboter in den nächsten zwei Jahren abgeschlossen worden. Ein Grund für den großen Auftrag sind 30 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit. Auch ein Karosseriehersteller in Südkorea habe eine hohe Anzahl an KR Quantec-Robotern für Punktschweißapplikationen in Auftrag gegeben. Ebenfalls hohe Chancen sieht Kuka im Bereich autonome mobile Roboter (AMR). Wegen fehlender Arbeitskräfte in der Logistik sei laut Mohnen der Bedarf hoch. Derzeit ist der AMR-Markt hoch umstritten – mit kleinen Marktanteilen. Kuka könne hier durch seine weltweite Präsenz in Vertrieb und Service, seine Skalierbarkeit und sein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Binnen drei Jahren wolle man so zu den 5 Top-Playern am AMR-Markt gehören.
Schleppender Einstieg in 2024
Trotz aller Pläne berichtete CFO Alexander Tan, dass gerade das erste Quartal 2024 schwächer ausfiel als erwartet. Dafür gäbe es mehrere Gründe. So erweise sich die derzeit schwache Weltwirtschaft als ein schwieriges Umfeld. Kunden würden länger brauchen, um Kaufentscheidungen zu treffen, oder sie gar ganz zurückstellen. Auch die Elektromobilität setze sich nicht in dem Umfang und der Geschwindigkeit durch wie angenommen. Gerade der chinesische Elektromobilitäts-Markt stelle Kuka aufgrund eines langanhaltenden Preiskampfes vor Herausforderungen. Außerdem läge die Befürchtung nahe, dass dieser Preiskampf sich bald auf die globale Wirtschaft auswirke. Tan rechnet trotzdem mit einem Anstieg der Nachfrage für 2024.
(sms)