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Hard- und Software

Automatisierung und industrielle Software vorantreiben

Der nächste Schritt: Wie Siemens ihr Portfolio im Bereich der Automatisierung und der industriellen Software voranbringen will.

„Die Nummer Eins in der Automatisierung und bei der Industriellen Software“,

so lautet das selbstbewusste Statement von Siemens auf der Hannnover Messe-Vorpressekonferenz Anfang März. Dass diese nun leider nicht stattfinden wird, war damals noch nicht bekannt. Die Vorpressekonferenz fand aber nicht real sondern virtuell als Livestream statt, was der bis dahin weiteren Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) geschuldet war. Der Konzern war um das Wohlergehen der Teilnehmenden besorgt und sagte daher die geplante reale Pressekonferenz in Herzogenaurach ab. Der Livestream von Siemens war auf etwa 1,5 Stunden angesetzt, inklusiv der Fragerunde der zugeschalteten Journalistinnen und Journalisten.

Vor- und Nachteile einer virtuellen Pressekonferenz

Diese Technik zu nutzen, indem man die Pressekonferenz am Bildschirm verfolgen kann, hat ihren eigenen Charme. Um es positiv zu sagen: Man spart in jedem Fall viel Zeit für Anreise, Übernachtung und Abreise ein, wenn man sozusagen der virtuellen „Instantform“ einer herkömmlichen Pressekonferenz beiwohnt. Leider entfiel damit aber auch die persönliche Begegnung und die geplante Werksführung durch das „Siemens Automotive Test Center“.

Was bietet das Siemens Automotive Test Center?

„Das Kompetenzzentrum zeigt unter anderem fahrerlose Transportsysteme (AGV), die vor allem in der Automobilindustrie genutzt werden. Darüber hinaus werden vor Ort neue Fertigungsmöglichkeiten und –methoden mitentwickelt, getestet und präsentiert, bevor sie beim Kunden umgesetzt werden. Zudem haben Siemens und Qualcomm Technologies hier das erste eigenständige private 5G-Netz in einer realen industriellen Umgebung implementiert“, hieß es in der Vorankündigung von Siemens.

Hard- und Software im Fokus: ein Ausblick in die digitale Welt des Unternehmens

Auf der virtuellen Siemens-Pressekonferenz berichteten Dr. Jan Mrosik (COO Siemens Digital Industries), Karen Florschütz (CEO Customer Services), Eckard Eberle (CEO Process Automation)

Dr. Wolfgang Heuring (CEO Motion Control) sowie Rainer Brehm (CEO Factory Automation)

über die Neuheiten und Neuigkeiten aus ihren Geschäftsbereichen. Da wir hier das Thema Hard- und Software in den Fokus rücken möchten und die Pressekonferenz über 1 Stunde 20 Minuten lief, kommt hier nur der erste Sprecher, Dr.Jan Mrosik, COO Siemens Digital Industries, zu Wort, der einen Ausblick auf die digitale Welt von Siemens gab: „Das Motto ist: Digital Enterprise – Taking the next step. Denn wir bringen in dieses Thema zusätzlich neue Technologien und damit Intelligenz sowie autonome und flexible Systeme in das Konzept des Digital Enterprise mit ein.“

Automatisierung von industriellen Prozessen anhand eines Beispiels demonstrieren

Geplant für den Messestand in Hannover war laut Dr. Mrosik die Darstellung der kompletten digitalen Wertschöpfungskette am Beispiel aus dem Bereich Food & Beverage unter Einbindung von Prozess- und diskreter Industrie. „Es geht darum Automatisierungs- und Softwareplattformen mit Branchenkenntnissen zu verknüpfen und dafür zu sorgen, dass sich das Konzept des Digital Enterprise für jede Industrie, für jede Anwendung und für jede Branche einzeln heruntergebrochen zusammen mit der Expertise, die Siemens in diesen Industrien hat, zu einem in sich schlüssigen und für unsere Kunden wettbewerbssteigernden Konzept erweitert“, führte Dr. Mrosik aus.

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Dr. Jan Mrosik, COO Siemens Digital Industries, erklärte auf der virtuellen Vorpressekonferenz zur mittlerweile abgesagten HMI, welche Schritte Siemens in Richtung Automatisierung und industrielle Software gehen wird.

Wichtig ist eine horizontale Verbindung

Dazu wird das Thema Digital Enterprise durch Zukunftstechnologien, wie KI und Edge Computing erweitert. Es geht um die horizontale Verknüpfung der Plattformen mit Branchen-Know-how, um tatsächlich die digitale Transformation in den Unternehmen zu ermöglichen. „Wir verschmelzen die reale Welt der Fertigung und der Automatisierung mit der virtuellen Welt in der Produkt und Produktion, die vorher digital in der Software designt und simuliert werden. Diese beiden Welten ergänzen sich und bilden einen geschlossenen Regelkreis, um Produkt und Produktion permanent zu verbessern.“ Durch eine vertikale Integration verbindet Siemens dann OT mit IT, heißt, die Daten aus den Feldgeräten in der Produktion, aus den Controllern etc. können in sogenannten Edge-Devices vorverarbeitet werden (für Echtzeitanforderungen oder um gewaltige Datenmengen sinnvoll zu reduzieren) und dann über eine offene Schnittstelle (Docker-Standard) in eine Cloud (die Siemens Mindsphere oder andere Clouds) gebracht werden. Hier werden dann beispielsweise Analysen getätigt oder können Applikationen bereitgestellt werden.

Siemens investiert mehrer Milliarden Euro in das neue Portfolio

Dann kam Dr. Mrosik auf die Akquisition der Mendix-Plattform zu sprechen, die das Drop-Verfahren und Low Code- und No Code-Verfahren einfache Applikationen nun 10-fach schneller erstellen ließen, als dies mit Hochsprachen möglich wäre. Alle diese Layer würden laut Dr. Mrosik in einer holistischen Art und Weise mit einer Kommunikationsplattform verknüpft, um eine komplette Vernetzung des Shopfloors (der Fertigung) bis in die Cloud zu ermöglichen. „Um dieses Portfolio aufzubauen haben wir 10 Milliarden Euro investiert, in Akquisitionen allein. Dazu kommen die Entwicklungsaufwände, die Jahr für Jahr anfallen, um die Integration der Automatisierungs- und Softwarethemen miteinander zu einem Digital Enterprise-Konzept zu ermöglichen. Das hat uns zu einer Nummer-Eins-Position sowohl in der Automation...als auch in der Industrie-Software gebracht.“ Dann schloss Dr. Mrosik noch zwei Beispiele für neueste Akquisitionen an: Pixeom (Aufbau einer offenen Industrial Edge Plattform) und PSE (präzise Simulationsmodelle für den gesamten Lebenszyklus in der Prozessindustrie).

Was ist der X-Celerator?

Zuletzt stellte Dr. Mrosik dann noch ein neues Konzept vor: die . „...damit haben wir ein holistisches Ende-zu-Ende-Konzept, welches alle digitalen Prozesse innerhalb eines Unternehmens integriert und die Produkt- und Produktionsentwicklung massiv beschleunigt. Das alles läuft in einer integrierten Art und Weise unter dem Namen Xcelerator, das heißt, unter einem Brand, unter einem Konzept.“ Dr. Mrosik zeigte auf, dass man den Xcelerator in vielen Stationen erleben könne und nannte dazu die Branchenbeispiele Nahrungs- und Genussmittel (End-to-End Story Kalt gebrühter Kaffee), Elektronik (Polar Electro, eine neuartige Fitness-Wearable-Technik mit Teamcenter, NX und Mentor), Additive Fertigung (Industrialisierung von Additive Manufacturing (NX als wesentlicher Baustein für die Digitalisierung von Additive Manufacturing), Automobil (Augmented Reality im Service bei Porsche) sowie Luft- und Raumfahrt (das Unternehmen Helimods verwendet Siemens-NX für eine innovative Technologie, die auf Knopfdruck Krankentragen in Rettungshubschrauber lädt).

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