Verwöhnt von den Jahren, in denen eine Weltneuheit-Ankündigung die andere jagte und niemand sich mehr vor Maschinen-Launches retten konnten, wurden dieses Jahr etwas irritiert die Highlights auf der Formnext gesucht. Es gab sie. Sie wurden nur nicht mehr so herausgeschrien und kleideten sich etwas unauffälliger.
So zum Beispiel die Möglichkeiten, die Inkbit mit seinem harzbasierten Verfahren bietet. Die 3D-Drucker können verschiedene Materialien zusammen in einem Baujob verarbeiten. Neben festen Kunststoffen bieten sie auch Elastomere an. Neu ist das TEPU 50 A mit 50a Shore-Härte. Es eignet sich beispielsweise, um Kabeldurchführungen additiv zu fertigen, bei denen viel Torsion im Spiel ist.
Kupfer kommt, Keramik noch verhalten
Auffällig war das erhöhte Aufkommen von reinem Kupfer. Dass Trumpf eine Maschine speziell für den Kupfer-3D-Druck hat, haben wir letztes Jahr erfahren. Auch die WAAM- und EBM-Verfahren können mit reinem Kupfer arbeiten. Nun zeigen sie es auch. Neu dazu kam das Mould-Jet-Verfahren von Tritone. Hierbei werden zuerst Formen hergestellt, in die danach Metall- oder Keramik-Pasten gedruckt werden. Ein 3D-Drucker vereint vier Stationen vom Druck der Form über den eigentlich Druck des Bauteils, das Trocknen bis zur Qualitätsprüfung. Da hier nicht gelasert, sondern mit Pasten und Binder 3D-gedruckt wird, eignet sich das Verfahren auch für reines Kupfer.
Im Medizinbereich schon längst eine Größe, scheint der Keramik-3D-Druck nun auch in andere Industrien einzuziehen. Neben den Keramik-Drucker-Spezialisten und Marktführern Lithoz und 3D-Ceram können auch die meisten Binder- und einige Metall-3D-Druck-Verfahren Keramik verarbeiten. Anwendungsbereiche finden sich in der Halbleiterfertigung, im Verbrennungsmotor, im Hochtemperaturbereich, bei Ultraschall-Sensoren oder optischen Lasern.
Die Formnext 2023 – Besucher und Aussteller
32.851 Fach- und Führungskräfte besuchten die Formnext in diesem Jahr, die Hälfte reiste aus dem Ausland an. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Besucherzahl um 11,1 %, konnte aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau von 34.500 Besuchern 2019 erreichen. Die Aussteller übertrafen jedoch die Zahlen von 2019 (852 Aussteller): 859 Unternehmen und Institute (59 % international) stellten 2023 ihre Innovationen aus der Additiven Fertigung vor. Sie belegten eine Ausstellungsfläche von 54.000 m².