Initiiert vom Fraunhofer IOSB-INA will eine Kooperative aus zehn Partnern die Potenziale künstlicher Intelligenz (KI) nutzen und setzt hierbei auf Forschungsergebnisse aus einem Reallabor. So ist in der Smart Factory OWL jetzt auch die Produktion des wohl schlausten Bechers Deutschlands gestartet. Das bringt nicht nur Kunststoffproduktion weiter, sondern ermöglicht auch einen Blick auf die Fabrik der Zukunft.
Die zentrale Frage lautet: Wie kann die Industrie die Technologien der KI besser nutzen? Dafür erhebt das KI Reallabor Datenströme aus Anlagen und Prozessen und stellt sie auf einer Plattform KI-Entwicklern und Unternehmen frei zur Verfügung.
Recyclingkreislauf im Reallabor
Im Juni wurde die Smart Factory OWL zu einem Experimentierfeld, als die vollumfänglich vernetzte und KI-gestützte Produktion eines Mehrwegbechers aus einem biobasierten Kunststoff gestartet ist, der ganz ohne die Verwendung von Erdöl auskommt. Das Besondere: Nicht nur das für die Produktion verwendete Material aus nachwachsenden Rohstoffen ist nachhaltig, sondern auch der eigens von der Cuna Products GmbH organisierte Recyclingkreislauf. In der Produktionsanlage entnimmt ein KR Cybertech von Kuka die Becher aus der Spritzgussmaschine und hält sie anschließend an einen Laser, wo die Becher beschriftet und mit einem Label versehen werden. Anschließend stellt der Roboter die Mehrwegbecher auf ein Förderband.
„Als das Fraunhofer IOSB-INA mit der Anfrage auf uns zukam, war ich von den Potenzialen begeistert“, sagt Bernd Besserer, Global Key Account Manager und Teamleader Regional Sales DACH bei Kuka. „Technologische Use Cases bringen uns wertvolle Erfahrungen, um die Industrie 4.0 voranzutreiben. Und andererseits erhalten KI-Anbieter reale Daten, mit denen sie passgenaue Lösungen für die Industrie entwickeln und verbessern können.“
Mit KI nachhaltig und datenintegriert produzieren
Auch Nissrin Perez, Projektleiterin der Realproduktion vom Fraunhofer IOSB-INA, ist überzeugt, dass die offene Datenbasis für die deutsche Kunststoffindustrie große Fortschritte bedeutet. Mehr noch: „Wir wollen Fehler und Ursachen in Produktionsprozessen verstehen und lokalisieren. Dafür brauchen Komponenten und Anlagen eine gemeinsame, interoperable Sprache. Die Basis dafür legen die Datenströme, die wir zukünftig im Rahmen eines ‚Collaborative Condition Monitoring‘ erheben werden.“
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das KI-Reallabor mit 2 Mio. EUR. Schon seit 2016 bringt die Smart Factory OWL Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammen, um Lösungen für die Fabrik der Zukunft in realen Interaktionsszenarien zu erproben.