Echte Hingucker sind die edlen Anhängerkupplungen, die Hydraulik-Sonderzylinder und Präzisionsteile für Getriebe, Fahrzeugbau, Antriebstechnik und Spannmittel, die FBR Facondrehteile GmbH in Kirchhaslach nördlich von Mindelheim produziert. Fast 70 Mitarbeiter bewegen 12 Dreh- und 13 Fräsmaschinen, beschichten bei Bedarf mit Molybdän und montierten jährlich rund 1.200 ganz besondere Hydraulikzylinder. „Unsere Safety-Lock-Zylinder sind absolut einmalig, auf Wunsch aus feinstem Edelstahl, die gerne in der Fahrzeug-, Forst- und Agrartechnik montiert werden“, erklärt FBR-Geschäftsführer Norbert Beinl. Highlight sei immer wieder die Montage der Hydraulikzylinder in der Edelstahlausführung oder an Badeplattformen von Schiffen und Jachten, die Besatzungen und Passagiere nutzen, um sicher und absolut ruckfrei an Land oder ans Wasser zu kommen. Der Clou, so Norbert Beinl, ist vor allem die Arretierung der Hydraulikzylinder, die keinen Millimeter Spielraum zulässt und deshalb auch sehr gerne von Autotransportern für teure Sportwagen genutzt wird.
Auf den Millimeter positionieren und 100%ig fixieren
„Die Autos haben beim Transport nur wenige Zentimeter Abstand voneinander. Mit unseren Hydraulikzylindern lassen sich die verschiedenen Transporter-Ebenen auf den Millimeter positionieren und 100%ig fixieren.“ Entsprechend den tonnenschweren Fahrzeugen ist nach Angaben von Norbert Beinl natürlich das Leistungsspektrum der Hydraulikzylinder abgestimmt. Schon die kleinste Bauart des Hydraulikzylinders hebt bis zu 7 t und zieht 3,5 t. Der größte bislang produzierte Zylinder entwickelt derzeit Druckkräfte von bis zu 21 t.
Besonderheit: die mechanische und hydraulische Verriegelung
„Das Besondere an den Zylindern ist aber unsere doppelte, mechanische und hydraulische Sicherheitsverriegelung, die – und das ist das Entscheidende auf dem Markt – auch noch in beide Richtungen wirksam ist. Diese Verriegelung besitzt eine extreme Haltekraft, die 2,5-fach höher ist als seine Druckkraft. Somit hält die Baureihe mit dem Kolbendurchmesser 63 mm eine Haltekraft von 17 t und die Baureihe mit dem Kolbendurchmesser 110 mm eine Haltekraft von 54 t.“ Diese extremen Haltekräfte, so Norbert Beinl, werden immer öfter bei Anwendungen von teleskopierbaren Zugdeichseln oder Anhängervorrichtungen eingesetzt, vor allem im Fahrzeugbau und in der Landtechnik.
„Für Letzteres erhielt ein Anwender einen Award auf der Agritechnica 2017. Die Technologie dafür kommt von FBR und hat sonst keiner“, betont Norbert Beinl die Stärken des Hydraulikzylinders, der typisch FBR ebenfalls mit einer Fertigungstiefe von gut 80 % natürlich nur am Firmensitz in Kirchhaslach gefertigt wird. „Ein weiteres, entscheidendes Element ist in unserem Hydraulikzylinder das 6-gängige Trapezgewinde, das zwar eine minimale Reibung hat, jedoch keinen Einfluss auf den Wirkungsgrad des Zylinders, deutet Norbert Beinl das nötige Know-how für die Fertigungsprozesse an.
Gut 30 Varianten von 15 cm bis 2 m
Die Hydraulikzylinder bietet FBR derzeit in rund 30 Varianten und in Längen von 15 cm bis 2 m an. „Sondergrößen und Anpassungen machen wir natürlich gerne auf Anfrage“, erklärt Rainer Schenk die seit 2014 vom damaligen Patentinhaber schrittweise weiterentwickelte Technologie. Das Ganze hat aber seinen Preis, betonen die beiden FBR-Geschäftsführer: „Unsere Hydraulikzylinder kosten zwar ein bisschen mehr, liefern aber eben absolut exakte Positionierung, Arretierung und vor allem doppelte Sicherheit. Mittlerweile produzieren wir pro Jahr rund 1.200 Zylinder.“
Deutliche Funktionalitätsvorteile für Spezialanwendungen
Angefragt würden wegen des höheren Preises weniger Serienproduktionen, sondern fast ausschließlich Einsätze für Spezialanwendungen. Und gerade bei diesen Spezialanwendungen, so Norbert Beinl, würden eben die einmaligen Attribute der FBR-Hydraulikzylinder deutliche Funktionalitätsvorteile bringen, wie etwa bei einem aktuellen Projekt aus der Landwirtschaft, bei dem die Funktionalität des Hydraulikzylinders erhebliche Effizienzvorteile für die Maschine und eine deutlich schonendere Bodenbearbeitung verspricht.
Nachhaltige Vorzeigeprojekte
„Dieses Projekt liegt uns sehr am Herzen, nicht nur, weil wir und unsere ganze Belegschaft hier in Kirchhaslach sehr naturverbunden sind. Letztlich wollen wir natürlich auch unseren Beitrag leisten und unseren CO2-Footprint ständig weiteroptimieren.“ Vorzeigeprojekt sei nach Angaben von Norbert Beinl die PV-Anlage auf dem Firmendach, die von 100 auf 400 kW erweitert wurde. Grünes Highlight seien aber seit Kurzem die vier zur Honigproduktion angeschafften Bienenstöcke, die vom örtlichen Imker weiterhin professionell betreut werden.
Perfekte Digitalisierung
Die nötige planerische und kapazitive Flexibilität für das steigende Produktions- und Logistikaufkommen bei einer Fertigungstiefe von über 80% erreicht FBR durch die nun nahezu perfekte Digitalisierung. „Seit Juli 2018 läuft unsere komplette EDV auf Basis der Software von EVO Informationssysteme.“ Highlights, so Co-Geschäftsführer Rainer Schenk, seien heute die fast schon papierlosen Office- und Produktionswelten, vor allem aber die wirklich nahtlosen Verbindungen in alle Bereiche – vom ERP über Shopfloor bis zur Finanzbuchhaltung – mit jetzt perfektem Berichtswesen, direktem Datenaustausch zu und von den CNC-Maschinen und nicht zu vergessen, der automatisierten Datenerfassung von Kundenaufträgen. „Unsere IT-Landschaft fühlt sich heute schon nahezu perfekt an. Das hat natürlich auch deutliche Vorteile für unsere Kunden, die bei uns Hydraulikzylinder bestellen“, betont Norbert Beinl.
Der Hersteller, der auch digital bestens aufgestellt ist
„Digitalisieren, was möglich ist“, war schon 2016 die Parole und der Wunsch des Präzisionsteileherstellers FBR Facondrehteile GmbH an seinen Digitalisierungspartner EVO Informationssysteme, der auch heute noch das komplette ERP-System betreut. Vieles wurde seit 2017 realisiert: bessere Produktionsüberwachung, digitale Produktionsmappe, EDI-Anbindung zu Kunden, höhere Transparenz. Schrittweise kamen Maschinendatenerfassung, Werkzeugverwaltung und Anbindung des externen Steuerberaters mit direktem Zugriff zur Erfassung von Eingangsrechnungen hinzu. „Wir sehen EVO mittlerweile als Rundum-sorglos-Paket mit vielen Bausteinen und vor allem als echten Problemlöser, der uns schrittweise, aber sehr zielgerichtet zu einer heute schon durchgängig digitalen Unternehmensstruktur begleitet hat.“ Besonders wertvoll, so Norbert Beinl, sei unter anderem die heute vollautomatische Nachkalkulation. „Dafür hat sich die Software allein schon bezahlt gemacht“, betont der Geschäftsführer. Weitere Bausteine in punkto Automatisierung war die EDI-Software von EVO, die im Hintergrund automatisiert die Kundenaufträge, Lieferabrufe und Lieferscheine verarbeitet.