Image
Die Infrarotkamera misst die Temperaturen und deren Verteilung über das gesamte Bauteil, die Software zeigt dabei die Maximaltemperatur an.
Foto: Gefertec
Die Infrarotkamera misst die Temperaturen und deren Verteilung über das gesamte Bauteil, die Software zeigt dabei die Maximaltemperatur an.

Inhaltsverzeichnis

Für die Additive Fertigung

Temperatur im WAAM-Prozess kontrollieren

Um die Qualität der additiv gefertigten Bauteile zu verbessern, erfasst der 3D-Drucker-Hersteller Gefertec die Temperaturen im Werkstück mit Infrarotmesstechnik von Optris.

Autor: Ingo Stahlkopf, Optris

Beim Wire and Arc Additive Manufacturing (WAAM) wird der Werkstoff als Draht mittels Lichtbogenschweißen Schweißraupe für Schweißraupe auf eine Grundplatte aufgebracht. Die Temperaturen spielen im WAAM eine wichtige Rolle. Denn die Temperaturverteilungen im Werkstück und das Abkühlverhalten sind für die Qualität des Bauteils entscheidend. „Im Betrieb der Maschine wird erst dann mit dem Aufschweißen begonnen, wenn die darunter liegende Lage auf eine bestimmte Temperatur abgekühlt ist“, erläutert Martin Lange, Mitarbeiter der Produktentwicklung bei Gefertec. Gefertec ist ein Hersteller von 3- und 5-achsigen WAAM-Maschinen.

Ist die Zwischenlage noch zu warm, führt das zu einem ungleichmäßigen Aufbauverhalten – die Schichtdicke würde zu stark variieren und die Geometrie des Bauteils nicht eingehalten. Die entsprechende Temperaturmesstechnik ist in der Maschine mit einem Pyrometer gelöst. Nach dem Abschluss einer Lage fährt der Schweißkopf zum Startpunkt der nächsten Lage, das Pyrometer misst dann dort die Temperatur des Bauteils. Und erst wenn diese auf den voreingestellten Wert gesunken ist, arbeitet die Maschine weiter.  „In den meisten Anwendungen haben wir für die Zwischenlagentemperatur einen Wert von 150 bis 200 °C eingestellt“, sagt der Entwicklungsingenieur: „Dies ist für die Reproduzierbarkeit der Schweißnahthöhe optimal.“

In den ARC-Maschinen, die Gefertec zukünftig ausliefert, sollen Pyrometer aus der CT-Serie von Optris eingebaut sein. Diese haben einen sehr kleinen Messkopf, der sich einfach in die Maschine integrieren lässt. Die separate Elektronikbox im Schaltschrank hat verschiedene Ausgänge, über die der Wert an die Steuerung der Maschine übergeben wird. Auf diese Weise wird die Zwischenlagentemperatur im Betrieb perfekt auf den passenden Wert eingestellt.

Um mit einem Pyrometer die Temperatur genau zu bestimmen, muss der Emissionsgrad bekannt und der Blick auf die Messoberfläche frei sein. Das ist nicht immer gegeben: „Mit unseren ARC-Maschinen können wir auch Bauteile aus Titan drucken, wobei allerdings eine starke Schmauch-Entwicklung nicht zu vermeiden ist“, erläutert Lange das Problem. In diesem Fall helfen Quotientenpyrometern, wie denen aus der CT-Ratio-Serie von Optris. Da hier das Verhältnis der Intensitäten bei zwei Wellenlängen gebildet wird, kann die Messung trotz gestörter Sicht zuverlässig erfolgen. „Deswegen werden wir die Pyrometer der CT-Ratio-Serie in Zukunft vermutlich in Maschinen einsetzen, wenn der Anwender damit Bauteile aus Titan drucken möchte“, sagt Lange.

Bessere Druckqualität bei DED und Granulat

Für bessere Bauteile mit konstanter Qualität bei großen Maschinen arbeitet Siemens an einem System, das direkt am Schmelzbad bzw. den Schichten misst.  Komplex ist nur die Analyse. Deswegen übernimmt das bald eine KI.
Artikel lesen

Infrarotkameras in der Entwicklung

Bei der Entwicklung der ARC-Maschinen und speziell bei der Qualifizierung der Prozesse kommen zusätzlich Infrarotkameras zum Einsatz. „Im Rahmen unserer Untersuchungen ist es von Vorteil, wenn man ein Gesamtbild aufnehmen kann und so eine räumliche Verteilung der Temperaturen erhält“, erklärt Martin Wolter, der als Schweißfachingenieur in der Prozessentwicklung bei Gefertec arbeitet. Dadurch lassen sich Temperaturverteilungen und Abkühlprozesse untersuchen, die für die Qualifizierung der Prozesse benötigt werden. Besonders hilfreich dabei ist eine Spotfinder-Infrarotkamera wie die Xi 400 von Optris. Diese hat eine optische Auflösung von 382 px × 288 px.

„Da der verwendete Spektralbereich in der aktuellen Infrarotkamera für den Einsatz an Metalloberflächen nicht optimal ist, erhalten wir nur eine qualitative Aussage und keine realen Temperaturen“, betont Wolter einen Nachteil der aktuellen Infrarotkamera. Um die tatsächlichen Temperaturen im Schmelzbad und in dessen Umgebung zu bestimmen, wird in Zukunft eventuell mit der PI 1ML eine neue Infrarotkamera von Optris eingesetzt, die speziell für Anwendungen mit Metallen konzipiert ist. Sie verwendet eine Messwellenlänge im Bereich von 1 µm; in diesem Spektralbereich ist der Emissionsgrad von Metallen deutlich höher als in dem üblichen Spektralbereich zwischen 8 und 14 µm. Dadurch sind genauere Temperaturmessungen möglich.

Einfache Auswertung der Thermografie-Bilder

Die Infrarotkameras von Optris lassen sich über eine USB-Schnittstelle an einen PC anschließen, um so die aufgenommenen Bilder zu übertragen. Mit der Analyse-Software „PIX Connect“, die Optris zusammen mit den Infrarotkameras ausliefert, können die Thermografie-Bilder in Echtzeit ausgewertet werden. Auch das Archivieren der Aufnahmen soll mit der Software einfach sein.

Temperatur im µm-Bereich messen

Um Temperaturen auch bei Chip-Level-Strukturen exakt und geometrisch hoch aufgelöst zu messen, bringt Optris jetzt für die Infrarotkamera PI 640i eine neue Mikroskop-Optik auf den Markt.
Artikel lesen

Was ist WAAM?

WAAM steht für „Wire and Arc Additive Manufacturing“ und ist ein 3D-Druck-Verfahren, bei dem per Lichtbogenschweißen Metalldraht auf ein Substrat aufgetragen wird. Der Draht wird über einen Roboterarm oder eine CNC-Maschine geführt. Es gibt WAAM-Maschinen mit 3 bis 7 Achsen, wobei auch die Bauplatte, auf der gedruckt wird, beweglich sein kann. Zu den Vorteilen gehören, dass große Bauteile mit relativ hoher Geschwindigkeit herstellbar, die meisten Werkstoffe als Draht erhältlich sind und die Aufbaurate 650 cm3/h erreichen kann. (sk)

Image
Evo-tech-Gründer Markus Kaltenbrunner links und Kevin Griesmayr, der seit 2019 als CTO dabei ist.

Macher

„Das ist ein Wahnsinn, dass wir es geschafft haben!“

Mit wenig Startkapital, aber viel Leidenschaft hat Markus Kaltenbrunner ein Maschinenbau-Unternehmen gegründet. Inzwischen steht der 3D-Drucker-Hersteller gut da. Wir wollten wissen, was das Geheimnis dahinter ist.

    • Produktionsverfahren, Personen, AddMag
Image

Wirtschaftsmeldungen

Start der kostenfreien Infrarot-Workshops von Optris

Die IR-Tour gibt umfassende Einblicke in die spannende Welt der berührungslosen Infrarot-Messtechnik. Und das ist noch nicht alles, was geboten wird.

    • Wirtschaftsmeldungen
Image

Sensorik & Messtechnik

Kompakte Infrarotkamera für Temperaturen bis 1.900 °C

Die Infrarotkamera Optris PI 08M für Laserbearbeitungsprozesse misst Temperaturen bis 1.900 °C und verträgt Streulicht. Ideale Ergänzung: Die IR mobile App.

    • Sensorik & Messtechnik, Software
Image
Getriebe und Hinterachse eines Traktors dienen als Berechnungsbeispiel, um die Methoden zur Bewertung von Kegelrädern zu vergleichen.

Software

Bewertung von Kegelrädern

Um die Auslegung von Kegelrädern zu bewerten gibt es verschiedenen Methoden. Ob die eine Kombination aus FE und Normrechnung eine geeignet Methode ist?

    • Software, Hard- und Software